Überschattet von dem Tod der Kadettin Jenny auf hoher See hat das deutsche Segelschulschiff „Gorch Fock“ nach rund 100 Tagen Ausbildungsreise Kurs auf seinen Heimathafen Kiel genommen. Auf dem Dreimaster werden letzte Vorbereitungen für die Heimkehr am Freitag getroffen. Hier geht’s zur Bildergalerie.

Kiel. Auf der Fahrt hatte die Bark unter anderem in Portugal und Irland angelegt. Schon zu Beginn der Reise Anfang September war die Offiziersanwärterin Jenny nördlich der Insel Norderney über Bord gegangen und in der Nordsee ertrunken.

"Ich war tief erschüttert von dem Unfall", erinnert sich der Kapitän des Segelschulschiffs, Norbert Schatz. Die sofort eingeleitete Rettungsaktion blieb erfolglos. Erst elf Tage später wurde die Leiche der 18-Jährigen aus dem nordrhein-westfälischen Geilenkirchen 120 Kilometer nordwestlich von Helgoland geborgen. Die Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft zum Tod dauern an.

Dabei hatte die Fahrt fröhlich begonnen. Das 50-jährige Jubiläum der "Gorch Fock" wurde gefeiert, das Segelschulschiff strahlte frisch renoviert in neuem Glanz. Doch nach dem Tod der Soldatin sei statt der Feierstimmung plötzlich Traurigkeit an Bord gewesen, sagt Schatz.

Militärgeistliche und ein Kriseninterventionsteam betreuten die Mannschaft nach dem Unfall. Gruppen- und Einzelgespräche sollten dabei helfen, das Geschehene zu verarbeiten. "Eine sinnvolle Beschäftigung ist die beste Art und Weise, ein Trauma zu überwinden", erläutert der Kommandant. Deshalb bemühten sich Crew und Kadetten, bereits nach wenigen Tagen zum Bord-Alltag zurückzukehren. Drei Soldaten nahmen aufgrund der Ereignisse nicht an der weiteren Reise teil. "Ich habe lange gebraucht, bis ich den Blick wieder nach vorne richten konnte", sagt der Kapitän. Erst als das Schiff in Dublin einlief, sei die Mannschaft allmählich wieder helleren Mutes gewesen. Später gab es auch einen Teamwechsel bei den Offiziersanwärtern. Janine Pirrwitz aus Selmsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) zum Beispiel ist in Cadiz (Spanien) zugestiegen. Sie ist eine der 245 Offizieranwärtern, die auf dieser Reise ihre seemännische Basisausbildung erhielten. In den fünf Wochen an Bord habe sie viel über Dynamik und Statik des Schiffes und die Arbeit an Bord gelernt. "Es hat großen Spaß gemacht", sagt die 20-Jährige. "Manchmal haben wir geflucht, manchmal hatten wir wenig Schlaf, aber es ist ein Erlebnis, an das ich mich immer erinnern werde." Doch freue sie sich nach den vielen Nächten in der Hängematte auf ein richtiges Bett.

Auf ihrer 151. Ausbildungsreise hat die "Gorch Fock" 11 500 Seemeilen zurückgelegt - das entspricht einer halben Weltumrundung. Bevor die Bark am Freitag in ihrem Heimathafen in Kiel anlegen wird, hat die Mannschaft noch einiges zu tun: Mit einem lauten "Hol weg" werden die Taue angezogen, die Segel werden gerafft, die Messingbeschläge auf Hochglanz poliert.