Vielen Brutvögeln der Küsten und Sandstrände droht das Aus, so der aktuelle Bericht zur Vogelwelt Deutschlands. Der Naturschutzbund Deutschland fordert nun dringend einen Aktionsplan zur Rettung des ebenfalls bedrohten Wattenmeeres.

Neumünster. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat einen Aktionsplan für das in seiner Existenz bedrohte Wattenmeer gefordert. "Wenn es nicht gelingt, die Weichen für eine Rettung des Wattenmeeres schnellstmöglich zu stellen, geht mit diesem einzigartigen Lebensraum die Drehscheibe des Vogelzugs in Europa verloren", sagte NABU-Landesgeschäftsführer Ingo Ludwichowski am Dienstag in Neumünster.

Hintergrund ist der aktuelle Bericht zur Vogelwelt Deutschlands, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. In dem vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarte (LAG-VSW) erstellten Bericht werden seit den 60er Jahren unter anderem Zählungen von rastenden Wasser- und Watvögeln ausgewertet.

Danach droht vielen Brutvögeln der Küsten und Sandstrände das Aus . Sie brauchen zum Überleben Feuchtgrünland und störungsarme Sandstrände, sagte Ludwichowski. Auch bei den Rastvögeln sind große Veränderungen zu beobachten. Die Zahl der im Wattenmeer überwinternden Ringelgänse habe ebenso abgenommen wie die der muschelfressenden Knutts und Austernfischer, sagte Ludwichowski.

Die Zahlen zeigen, dass sich die Rastbestände überwinternder Wasservögel europaweit immer mehr in Richtung Nordosten verlagern. Außerdem sinken die Bestände. Dabei geht es den Langstreckenziehern besonders schlecht.

Die Ursachen liegen nicht nur in den Brutgebieten, sondern auch auf den Zugwegen und den Überwinterungsgebieten, sagte der NABU- Vogelschutzexperte Markus Nipkow. Die Vögel brauchen nämlich auf ihren Zugstrecke regelmäßig "Trittsteine" - das sind Plätze, wo sie ungestört ohne zusätzlichen Energieverbrauch fressen und ihre Fettreserven auffüllen können. "Die dürfen nicht zu weit voneinander entfernt sein", erklärte Nipkow. Sonst werde ihre Energiebilanz zu schlecht: Sie müssten dann ihre Fettdepots abbauen und würden die beschwerliche Reise nicht mehr schaffen.

Der NABU sieht in dem Bericht bestätigt, dass der fortschreitende Klimawandel bei dem weltweit einmaligen Ökosystem Wattenmeer zu Verlusten führen wird. Schutzgebietskonzeptionen müssen daher jetzt schon berücksichtigen, was an Veränderungen auf die Vogelwelt zukommen wird. "Das bedeutet, Rückzugsräume für wandernde Tierarten so zu erhalten, dass sie für bedrohte Arten auch bei den bevorstehenden Klimaveränderungen von größtem Nutzen sind", sagte Nipkow.