Der Linken-Bundestagsabgeordnete und frühere Stasi-Mitarbeiter Lutz Heilmann hat die Lexikon-Internetseite “wikipedia.de“ durch einen...

Hamburg/Lübeck. Der Linken-Bundestagsabgeordnete und frühere Stasi-Mitarbeiter Lutz Heilmann hat die Lexikon-Internetseite "wikipedia.de" durch einen Gerichtsbeschluss sperren lassen. Das Landgericht Lübeck habe per einstweiliger Verfügung vom 13. November vorerst verboten, "die Internetadresse wikipedia.de auf die Internetadresse de.wikipedia.org weiterzuleiten", teilte der Verein Wikimedia Deutschland, der die Adresse betreibt, mit. Nach Ansicht von Heilmann wurden in einem Wikipedia-Artikel unwahre Behauptungen über ihn aufgestellt. Das deutschsprachige Internet-Lexikon Wikipedia war aber weiterhin über die Adresse de.wikipedia.org zu erreichen.

Heilmann erklärte gestern, die von ihm monierten Behauptungen seien inzwischen entfernt worden, und die Seite wikipedia.de könne wieder freigeschaltet werden.

Zuvor hatten Internetnutzer in Hunderten von Blogeinträgen und Kommentaren den Politiker geschmäht, der es gewagt hatte, rechtlich gegen das Mitmach-Lexikon vorzugehen. Bis zum Abend war die Seite allerdings noch gesperrt.

Seit Längerem steht Heilmann in der Kritik, weil er von 1985 bis Januar 1990 in der Abteilung Personenschutz der Staatssicherheit der DDR arbeitete. Heilmann (42) wurde in Sachsen geboren und zog 2005 über die Landesliste Schleswig-Holstein für die heutige Linke in den Bundestag ein.

Nach einem Bericht von "Spiegel Online" waren vier Passagen in dem Wikipedia-Eintrag Hintergrund der Verfügung des Gerichts. Sie beträfen im Wesentlichen den beruflichen und politischen Werdegang des Politikers, berichtete "Spiegel Online" unter Berufung auf Thorsten Feldmann, Anwalt der Berliner Kanzlei JBB, die den Verein Wikimedia vertritt.

Nach der Sperrung der Internetadresse erzielte der deutsche Förderverein Wikimedia einen Spendenrekord. Während sonst durchschnittlich 3000 Euro pro Tag an Spenden eingenommen werden, schnellte am Sonnabend das Spendenvolumen auf über 16 000 Euro hoch. Die Hälfte der Spenden wird von den regionalen Organisationen für lokale Zwecke verwendet, die andere Hälfte soll in Absprache an überregionale Projekte gehen.