Das deutschlandweit heftig kritisierte Aussetzen eines zwölfjährigen Mädchens aus einem Regionalzug wird keine strafrechtliche Folgen für die Zugbegleiterin haben.

Rostock. "Es ist beabsichtigt, das Ermittlungsverfahren einzustellen", sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann am Montag der dpa. Auch nach der Vernehmung des Kindes gebe es keinen Anfangsverdacht für eine Straftat. So fehle für den Verdacht einer Nötigung eine Drohung oder die Einwirkung von Gewalt. Das Mädchen war Ende Oktober von der Bahnmitarbeiterin in der Dunkelheit aus dem Zug gesetzt worden, weil es sein Portemonnaie samt Fahrkarte vergessen hatte. Es musste fünf Kilometer mit seinem schweren Cello nach Hause laufen.

Das Kind ist nach Lückemanns Worten von der Mitarbeiterin höflich gebeten worden, den Zug zu verlassen. Das Kind habe dem Folge geleistet. "Ein außerhalb des strafrechtlichen Rahmens liegendes Verhalten der Schaffnerin habe ich nicht zu bewerten", sagte Lückemann. Diese hatte auch das Angebot eines Mitreisenden abgelehnt hatte, die Fahrtkosten für das Mädchen zu übernehmen.

Die Bahn hatte sich nach dem Vorfall mit einem Blumenstrauß und einer Fahrkarte bei dem Mädchen und seiner Familien für den Vorfall entschuldigt. Die langjährige Mitarbeiterin war anschließend vom Dienst freigestellt worden. Sie hatte in einem Gespräch mit ihren Vorgesetzten ihr Fehlverhalten ausdrücklich bedauert. Bahnsprecher Burkhard Ahlert sagte, das Unternehmen werde sich am Dienstag zu der Entscheidung äußern.

Unterdessen erwägt die Polizei in Neuruppin (Brandenburg) eine Strafanzeige gegen einen Schaffner, der in Wittstock (Ostprignitz- Ruppin) eine 13-Jährige aus einem Zug gewiesen hatte. Die Minderjährige hatte am Mittwoch aus dem Regionalzug aussteigen müssen, weil sie weder Fahrkarte, Geld und Handy für einen Anruf zu Hause hatte. Die Bahn wollte nach Angaben eines Sprechers am Montag den vorläufig vom Dienst entbundenen Mitarbeiter zu seinem Verhalten befragen. Aus seiner Sicht gebe es keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine Straftat, sagte eine Sprecher der Staatsanwaltschaft Neuruppin.