In Delmenhorst ist er gescheitert. Nun will der Hamburger ein Hotel im Kreis Celle übernehmen. Die Einwohner wehren sich.

Faßberg. Seine erwachsenen Kinder wohnen schon lange nicht mehr in Fassberg, aber sie sagen es dem Vater nachdrücklich am Telefon. Die Bürger halten ihn auf offener Straße an, um es ihm klarzumachen. Dabei muss Hans-Werner Schlitte gar nicht überzeugt werden, denn auch der parteilose Bürgermeister (61) will "auf keinen Fall die rechtsextremistische Szene in Faßberg haben".

Am 16. Oktober hat der Hamburger NPD-Anwalt Jürgen Rieger ein marodes Hotel samt Schwimmbad und großen Flächen im Außenbezirk der Gemeinde im Landkreis Celle gekauft. Auf den ersten Blick alles wie in Dörverden, wo Rieger schon vor Jahren eine alte Bundeswehrliegenschaft erwarb und wo die Gemeinde und der Landkreis Rotenburg seither über das Baurecht eine Nutzung verhindern. Genau das aber wird in Faßberg schwierig, denn Rieger will nach eigenen Angaben das Hotel ganz normal weiterbetreiben. Weswegen sich die Gemeinde über eine "Vormerkung" im Grundbuch die Möglichkeit gesichert hat, binnen zwei Monaten vom eigenen Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Den Bürgermeister Schlitte schüttelt es bei der Vorstellung, dass sich Neonazis ausgerechnet in seinem Faßberg im Naturpark Südheide tummeln: 7000 Einwohner und 3500 Soldaten im benachbarten großen Fliegerhorst, darunter sogar eine kleine Gruppe Franzosen samt französischem Kindergarten und französischer Grundschule.

Schon in Delmenhorst konnte der Kauf eines Hotels durch Rieger nur durch Ankauf des Gebäudes durch die Stadt verhindert werden, nun gibt es in Faßberg Anfragen aus der Bevölkerung, ob hier solche Spenden gebraucht werden. Auf der anderen Seite haben auch Einwohner dem Bürgermeister klar gesagt, dass sie wegziehen, wenn die Neonazis kommen. Aber so weit soll es nicht kommen: Schlitte ist sicher, dass alle Politiker in der Stadt an einem Strang ziehen: "Wir wollen die Rechtsextremisten mit allen Mitteln verhindern."

Kauft tatsächlich die Gemeinde das Anwesen, dann soll die Liegenschaft Schlitte zufolge als Heim für Pensionäre oder auch Demenzkranke genutzt werden.