Wer den Tod der kleinen Leonie aus Bad Salzdetfurth ausgelöst hat, liegt für die Richter am Landgericht Hildesheim noch im Dunkeln. Fest steht, dass...

Hildesheim. Wer den Tod der kleinen Leonie aus Bad Salzdetfurth ausgelöst hat, liegt für die Richter am Landgericht Hildesheim noch im Dunkeln. Fest steht, dass die Vierjährige fünf Tage lang mit schweren Kopfverletzungen zu Hause war, ohne dass Mutter oder Stiefvater den Arzt riefen. Als das Kind zusammenbrach, kam jede Hilfe zu spät. Die Obduktion ergab, dass Leonie nach Schlägen auf den Kopf an einer Hirnschwellung starb. Der Staatsanwalt ist überzeugt, dass der Stiefvater, ein 40 Jahre alter Polizeibeamter, das Mädchen misshandelte.

Der jedoch bestreitet die Tat, und auch Leonies Mutter hält ihn für unschuldig. Zu den Verletzungen müsse es bei der Oma gekommen sein, sagt sie - und beschuldigt damit ihre eigene Mutter. "Ich traue es meinem Mann als Mensch nicht zu", erklärt die 31-Jährige. Der Beamte muss sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerer Misshandlung Schutzbefohlener verantworten.

Leonies Mutter berichtet, dass Leonie eine sehr stark geschwollene linke Wange und einen blauen Fleck auf der Stirn gehabt habe, als sie das Kind von der Oma abholte. Dort, bei der Großmutter, müsse es zu den schweren Verletzungen gekommen sein.

Die Großmutter erklärt vor Gericht, Leonie habe bereits geweint und gezittert, als der Angeklagte ihr das Kind brachte. "Eine Schwellung im Gesicht habe ich nicht gesehen", sagt sie. Sie habe das Kind aufs Sofa gelegt, dort habe Leonie den ganzen Nachmittag über geschlafen. Erst als ihre Tochter abends kam und Leonie hochnahm, habe sie die geschwollene Wange entdeckt. "Ich habe Leonie nicht misshandelt, und sie ist bei mir auch nicht vom Sofa gefallen", betont die Frau unter Tränen. Weder der Staatsanwalt noch die Richter verstehen, warum die Frauen nicht über Leonies Zustand sprachen. Ihre Mutter habe sie gehasst, sie habe kaum mit ihr gesprochen, sagt die 31-Jährige. Außerdem habe Leonie ständig Verletzungen im Gesicht gehabt, weil sie immer vor Wut geschrien und sich auf den Boden geworfen habe. Das jedoch hat die Oma nie beobachtet. "Leonie war ein pflegeleichtes Kind", sagt sie.

Niemand ging mit der Vierjährigen zum Arzt, obwohl die Schwellung sich ausweitete. Fünf Tage nachdem die Verletzungen im Gesicht entdeckt worden waren, brach das Kind zusammen und starb im Krankenhaus.