Werner K. ist ein Vergewaltiger. Nun macht er eine Therapie in Zahren. Angst herrscht, dass er rückfällig wird.

Zahren. In dem kleinen Dorf Zahren im Müritzkreis gibt es derzeit nur ein Gesprächsthema: "Werner K. soll weg." Die etwa 100 Einwohner der Ortschaft, die zur Gemeinde Groß Vielen gehört, wollen den 49-jährigen Sexualstraftäter aus Brandenburg, der seit Kurzem hier lebt, so schnell wie möglich wieder loswerden. Einige von ihnen haben des-halb Beschwerdebriefe an Innenminister Lorenz Caffier in Schwerin geschrieben.

Werner K. hat mehrere Mädchen und Frauen vergewaltigt und saß insgesamt 22 Jahre lang im Gefängnis. Offenbar seit Anfang September lebt der Mann im Schloss Zahren, einem sozialtherapeutischen Übergangsheim, das das Blaue Kreuz betreibt. Das Motto des Heims: "Freiheit statt Strafe - durch christliche Sozialtherapie". Doch den Menschen in Zahren fehlt der rechte Glaube an die Therapierfähigkeit des problematischen Neuzugangs. "Die Leute sind verängstigt und wollen, dass der 49-Jährige hier wegkommt", erklärt Ingeborg Heller (parteilos), die Bürgermeisterin von Groß Vielen.

Unterstützung bekommen sie und die Bewohner von der Landrätin des Müritzkreises, Bettina Paetsch (CDU). Auch sie hat eine Verlegung von Werner K. gefordert. Seine Unterbringung bedeute eine Gefährdung für die Bevölkerung des Kreises, teilte Paetsch am Freitag in Waren mit.

Der Sexualstraftäter K. hatte im Frühjahr nach Protesten seine Heimatstadt Joachimsthal in Brandenburg verlassen und sich freiwillig ineine Therapie begeben, die er vorher abgelehnt hatte. K. saß wegen mehrfacher Vergewaltigung 22 Jahre lang in Haft. Eine von der Justiz angestrebte Sicherungsverwahrung war nicht zustande gekommen, weil es das Landgericht Frankfurt/Oder versäumt hatte, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Der Bundesgerichtshof hatte Mitte April einen Antrag auf nachträgliche Sicherungsverwahrung abgelehnt. K. ist daher ein freier Mann.

"Wir fühlen uns sowohl vom Innenministerium als auch vom Träger der Einrichtung in Zahren hintergangen", klagt Bürgermeisterin Heller. Die Gemeinde mit ihren etwa 360 Einwohnern habe einer Nutzung des Schlosses Zahren für Alkohol- und Drogenkranke mit leichtem kriminellen Hintergrund zugestimmt, aber keiner Therapie von Sexualstraftätern. Erst durch die massive Polizeipräsenz und einen Zeitungsartikel habe man von dem problematischen Neuzugang in der Einrichtung erfahren.

"Der vorbestrafte Mann ist nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes ein freier Mann. Daher kann das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern den Aufenthaltsort des Mannes nicht bestimmen", erklärte Innenminister Caffier. Der Mann werde aber polizeilich überwacht und habe einen Bewährungshelfer an seiner Seite. Caffier mahnte die Bevölkerung in Zahren zur Besonnenheit und warnte vor Selbstjustiz: Rechtswidrigen Aktionen werde er entgegentreten, "mit derselben Entschlossenheit, mit der ich mich für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger einsetze".

Pastor Uve Simon, Sozialtherapeut und ehemaliger Gefängnispastor, leitet die Einrichtung im Schloss Zahren. Er möchte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen, sagt nur so viel: "Es wird so viel Schrott geredet", und versichert, "wir sind in engstem Schulterschluss mit dem Ministerium."