Anschluss an die Ostsee-Pipeline, die auch an Hamburg vorbeiführt, kostet 500 Millionen Euro.

Lüneburg. Mit knapp zwei Metern wird das Loch nicht besonders tief, aber dafür ist die Länge rekordverdächtig: 360 Kilometer lang soll sie werden, die Norddeutsche Erdgasleitung NEL: von Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern, vorbei an Hamburg und dann bis ins niedersächsische Achim bei Bremen, ein Rohr mit 1,20 Meter Durchmesser, um jährlich bis zu 27 Milliarden Kubikmeter Gas zu transportieren mit einem Druck bis zu 100 Bar.

Das Projekt ist die Fortsetzung eben jener gigantischen Erdgasleitung, die derzeit in der Ostsee entsteht, um den Gasnachschub von Russland für Deutschland und in andere westeuropäische Länder zu sichern, ohne dass Transitländer der alten Pipelines wie Polen oder die Ukraine am Hahn fingern können. Die Ostseepipeline "Nord Stream" wird im ersten Bauabschnitt für 27,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas ausgelegt, dann soll ein zweites Rohr die Kapazität sogar auf 55 Milliarden Kubikmeter erhöhen. Das entspricht mehr als der Hälfte des deutschen Verbrauchs von rund 95 Milliarden Kubikmetern jährlich, der derzeit zu knapp 30 Prozent aus Russland gedeckt wird.

Um das Gas der Ostsee-Pipeline ins Netz für deutsche Heizungen und Herde an die regionalen Netze heranzuführen, haben die Wingas in Kassel (Gemeinschaftsunternehmen von Wintershall und Gazprom) und die E.on Ruhrgas aus Essen gleich zwei Projekte angeschoben. Neben der NEL von Greifswald nach Achim (mit geplanter Fortsetzung bis Nordrhein-Westfalen) ist das OPAL. Dieses Kürzel steht für Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung: Ein Rohr mit 1,40 Meter Durchmesser geht von Greifswald nach Süden bis Olbernhaus an der deutsch-tschechischen Grenze, führt durch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen.

Der Zeitplan für die Festlegung der Pipeline-Trasse Greifswald-Achim ist hoch ambitioniert. 2010 soll die Ostsee-Pipeline fertig gestellt werden, 2012 der Anschluss Richtung Westen gewährleistet sein und schon 2010 OPAL in Betrieb gehen.

Wie komplex das eine halbe Milliarde Euro teure NEL-Vorhaben ist, lässt sich am Beispiel der Teilstrecke von 130 Kilometern belegen, die von der niedersächsischen Landesgrenze an der Elbe bis Achim reicht. Hier hat die Regierungsvertretung in Lüneburg, verantwortlich für das Raumordnungs- und anschließende Planfeststellungsverfahren vor wenigen Wochen die sogenannte Antragskonferenz durchgeführt. Koordiniert werden dabei rund 90 Beteiligte: Gemeinden, Landkreise, Behörden, Naturschutzverbände. Alle Forderungen, Warnungen und Hinweise werden nun ausgewertet, danach erfolgt eine Grobplanung für die Trasse. Ende 2007/Anfang 2008 soll das Raumordnungsverfahren in das Planfeststellungsverfahren übergehen.