Nach neuen Funden auf dem antiken Schlachtfeld am Harzhorn bei Kalefeld (Kreis Northeim) können Forscher die damaligen Kampfhandlungen zwischen...

Kalefeld. Nach neuen Funden auf dem antiken Schlachtfeld am Harzhorn bei Kalefeld (Kreis Northeim) können Forscher die damaligen Kampfhandlungen zwischen Römern und Germanen nun genauer als bisher datieren. Mehrere der jetzt entdeckten Münzen seien in der Regierungszeit des römischen Kaisers Severus Alexander zwischen 222 und 226 n. Chr. geprägt worden, sagt der Frankfurter Münzkundler Frank Beyer. Mit den Denaren seien damals römische Legionäre entlohnt worden. Weil zwischen Prägung und Umlauf der Münzen einige Jahre lägen, lasse sich die Schlacht vermutlich auf den Zeitraum zwischen 230 und 235 datieren, so Beyer.

Als die Entdeckung des Schlachtfeldes auf dem Höhenzug Harzhorn im Dezember bekannt gemacht wurde, galt das als archäologische Sensation. Bis dahin waren Historiker davon ausgegangen, dass sich die Römer nach ihrer verheerenden Niederlage in der Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. hinter den Limes zurückgezogen und keine großen militärischen Expeditionen ins heutige Norddeutschland mehr unternommen hatten.

Neue Funde bekräftigten, dass die Geschichte zwar nicht neu geschrieben, aber doch wesentlich ergänzt werden müsse, sagt der Niedersächsische Landesarchäologe Henning Haßmann.

Beim Absuchen des Waldbodens und einer ersten Probegrabung seien nun weitere Waffenteile wie Katapultspitzen, Reste von Wagenrädern und Ausrüstungsgegenstände gefunden worden, berichtete der Berliner Archäologie-Professor Michael Meyer. Erstmals ließen sich gefundene Waffen auch eindeutig germanischen Kämpfern zuschreiben. "Insgesamt haben wird bis heute etwa 800 Fundstücke sichern können", sagte Meyer. Durch die Funde und ihre Zuordnung konnten die Wissenschaftler inzwischen auch die Abfolge der damaligen Geschehnisse in Grundzügen rekonstruieren. "Es gab wohl drei Phasen", sagte Meyer. Zunächst hätten die Germanen auf dem Harzhorn gerastet und einen Hinterhalt vorbereitet, dann seien sie von den aus dem Norden anrückenden Römern beschossen worden, schließlich hätten diese den Hügel gestürmt und erobert. An dem Angriff könnten 1000 römische Soldaten beteiligt gewesen sein, sagte Meyer.

Etwa 2000 mal 500 Meter misst das Schlachtfeld nach bisherigen Ermittlungen. Die Kampfhandlungen hätten sich möglicherweise aber auf einer noch größeren Fläche abgespielt, vermutet Kreisarchäologin Petra Lönne. Sie ist begeistert von Vielzahl und Qualität der Funde: "Kein anderes antikes Schlachtfeld, das Archäologen bisher entdecken konnten, hat so eindrucksvolle Hinterlassenschaften erbitterter Kämpfe geliefert."

Im Sommer sollen groß angelegte Grabungen auf dem Gelände anlaufen. Dass Raubgräber dem Vorhaben in die Quere kommen könnten, glaubt Lönne nicht. Mit Metalldetektoren sei die Oberfläche des Areals bereits abgesucht worden. Zudem kontrolliere die Polizei regelmäßig die Zufahrten. "Die Beamten haben die Autonummern von allen Berechtigten", sagt Lönne.

Die endgültige Erfassung, Kartierung und Ausgrabung auf dem Schlachtfeld könne, so Denkmalschützer Haßmann, "bis zu 30 Jahre dauern". Eine böse Überraschung für Philip Freiherr zu Oldershausen. Er ist Besitzer des Waldes, in dem Geschichte umgeschrieben wird. Der Freiherr hofft nun, dass er mit dem Kreis über einen Verkauf des Waldes oder einen Tausch mit anderen Waldflächen verhandeln kann: Er lebt von Land- und Forstwirtschaft.