Der ehemalige 007-Darsteller joggt, fotografiert, besucht eine Ausstellung - weil das Wetter schöner als im Drehbuch ist. Und abends gibt es Fisch. Bilder von Pierce Brosnan auf Usedom.

Peenemünde. Leichter Regen fällt. Endlich ist der Himmel über Peenemünde diesig grau, hängen dicke Wolken über der Ostsee. Genau das Wetter, auf das Regisseur Roman Polanski für seine Dreharbeiten zu "The Ghost" auf Usedom gewartet hat. Mit einem Hollywood-Staraufgebot und von Sicherheitskräften abgeschirmt residiert der Regisseur seit gut einer Woche im Fünf-Sterne-Hotel "Palace Usedom" in Zinnowitz. Und immer nur war der Himmel strahlend blau.

Das animierte etwa Pierce Brosnan ("James Bond") zum Joggen am Ostseestrand - mit schwarzer Sonnenbrille. Es blieb sogar Zeit, gemeinsam mit Kim Cattrall ("Sex and the City") das Atelier des Malers Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984) in Lüttenort zu besuchen. Ein eigenwilliges Ensemble mit Garten und Skulpturen zwischen Zempin und Koserow, an der schmalsten Stelle der Insel. Auf dem Weg dorthin musste Brosnan immer wieder die Digitalkamera zücken, so sehr haben ihn offenbar die schönen Aussichten fasziniert.

Gestern nun konnte Polanski mit seinen Stars einige Außenszenen an einer Villa in Peenemünde abdrehen. In den Sylter Dünen hatte das gut 100-köpfige Drehteam bereits vor ein paar Wochen Aufnahmen gemacht. Dort waren die bunten Holzfassaden der Häuser im Hafen von List dem Originalschauplatz, der berühmten Ferieninsel Martha's Vineyard im US-Bundesstaat Massachusetts, am ähnlichsten.

Der Polit-Thriller nach dem gleichnamigen Roman von Robert Harris erzählt die fiktive Geschichte des britischen Ex-Premiers Adam Lang (gespielt von Pierce Brosnan). Der zieht sich auf Martha's Vineyard zurück, um seine Memoiren zu schreiben. Als ein Ghostwriter (Ewan McGregor) eintrifft, um ihn zu unterstützen, nehmen politische und sexuelle Intrigen ihren Lauf.

Da Polanski wegen einer rechtskräftigen Verurteilung in den USA dort vor Ort nicht drehen kann, haben nun Sylt und Usedom das große Los gezogen. Ein Hauch von Hollywood weht über die Inseln.

Auf dem Gelände des ehemaligen NS-Raketenforschungszentrums in Peenemünde sind eine Villa mit Pool und Tennisplatz nachgebaut worden, die typisch amerikanischen Strommasten und ein Wärterhäuschen stehen in der Landschaft. Wenn das diesige Wetter bleibt, soll am heutigen Dienstag eine große Massenszene in Peenemünde abgedreht werden. Dazu wurden vergangene Woche 120 Komparsen in Greifswald gecastet, die als Demonstranten zum Einsatz kommen.

Am vergangenen Sonnabend, erzählt Bert Balke, Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH, habe Polanskis Team am Strand von Zinnowitz Bergfest gefeiert. "Die Hälfte der Aufnahmen für den gesamten Film sind im Kasten." Balke freut sich über die Aufmerksamkeit, die sein Usedom jetzt bekommt. Übrigens nicht erst seit dem Polanski-Dreh. Auch sonst gibt es zahlreiche TV- und Filmproduktionen. Die Tourismus GmbH unterstützt die Teams und kümmert sich um alles vor Ort. Wie beispielsweise in der vergangenen Woche, erzählt Balke. Weil das Wetter auf Usedom immer noch viel zu schön gewesen sei, habe Polanski kurz entschlossen einen später geplanten Nachtdreh in Dänemark vorverlegt. Balke hat einen Shuttle organisiert und dafür gesorgt, dass die Crew mit einem Flugzeug wieder zurückkommen konnte.

Von sechs Uhr morgens bis in die Nacht werde gearbeitet. Der Geschäftsführer ist angenehm überrascht, wie bodenständig sich die Hollywood-Stars geben. Wie lange sie noch bleiben werden - zehn Tage waren veranschlagt - ist ungewiss.

Über den Dreh hinaus wird neben vielen auch der Küchenchef vom Restaurant Smutje in Zinnowitz seine Freude haben. Bei ihm kehren "die Herrschaften", wie er die Hollywoodgrößen nennt, gerne ein. Zu Fisch. "Polanski isst gern frischen Ostsee-Schnäpel", erzählt Jörg Glitza. "Am Sonntagabend gab es Steinbutt mit Meerrettichsauce, geschmorter Roter Bete und Petersilienkartoffeln. Alles regionale Produkte." Der gebürtige Rüganer führt das Restaurant als Familienbetrieb. "Wir werden ein Gericht künftig in Polanski-Fisch umbenennen", lacht er und verrät nur noch, dass Polanski ein Fischkenner ist.