CDU-Regierungschef Carstensen gibt Elmshorn ab. Bei der SPD wird noch kräftig gerangelt.

Kiel. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (63, CDU) ist bei der Wahlkreisvergabe in seiner Partei durchgefallen. "Ich habe bisher keinen Wahlkreis", sagte er dem Abendblatt. Marnette wollte bei der Landtagswahl 2010 eigentlich in Kiel antreten, war dort aber auf Widerstand gestoßen. Auch anderswo im Norden kam der ehemalige Chef der Norddeutschen Affinerie nicht zum Zug. Erfolgreicher waren die drei anderen CDU-Fürsten im Kieler Kabinett. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (61) konnte sich problemlos seinen Heimatwahlkreis Husum-Land (inklusive Nordstrand) angeln, weil der örtliche CDU-Abgeordnete Jürgen Feddersen (64) bei der Wahl 2010 nicht mehr antritt. Carstensen hatte 2005 im Wahlkreis Elmshorn kandidiert. Carstensens Kronprinz, Umwelt- und Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (38), wuchs in Appen-Unterglinde auf und dürfte demnächst bekannt geben, dass er im Wahlkreis 28 (Pinneberg) antreten und erstmals in den Landtag einziehen will. Farbe bekannt hat Finanzminister Rainer Wiegard (59). Er sitzt für den Wahlkreis Stormarn im Landtag und will sein Mandat verteidigen.

Das letzte Wort haben die Parteimitglieder. Die CDU wird in den nächsten Wochen ihre 40 Wahlkreis-Kandidaten küren, die SPD erst im Frühsommer. Bei den Genossen wird deshalb hinter den Kulissen noch kräftig um die Wahlkreise gerangelt. Außen vor ist Justizminister Uwe Döring (62). Der Neumünsteraner ist neben Marnette der einzige Minister ohne Landtagsmandat.

Ungewiss ist noch die parlamentarische Zukunft von Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (62). Sie ließ auf Anfrage des Abendblatts offen, ob sie sich erneut um ihren Heimatwahlkreis Rendsburg-Ost bewirbt. "Ich werde das zuerst mit meinen Parteifreunden vor Ort besprechen", betonte die SPD-Politikerin, die dem Landtag seit 1988 angehört. Verzichtet die Vize-Ministerpräsidentin auf ihren Wahlkreis, würde ihre politische Karriere im Fall einer SPD-Niederlage bei der Wahl absehbar enden.

Marnette versucht derweil, seine Schlappe zu relativieren. Er habe sich nie direkt um einen Wahlkreis beworben, sondern nur angeboten, bei Bedarf zur Verfügung zu stehen, versicherte er. Marnette hatte im Oktober überraschend seinen Hut in den Ring geworfen ("Ich möchte mich in einem Kieler Wahlkreis bewerben") und damit die Pläneder örtlichen CDU-Funktionäre durchkreuzt.

Eine Abfuhr erhielt Marnette offenbar vom Kieler CDU-Chef Thomas Stritzl (51). Hintergrund: Stritzl kommt 2010 nur sicher wieder in den Landtag, wenn er auf der CDU-Landesliste vorn platziert wird. Dieser eine Top-Platz, den Kiel besetzen darf, hätte bei einem Antritt Marnettes aber dem Minister zugestanden.