Und moderne Technik für die Beamten: Verkehrssünder können sofort per EC-Karte bezahlen.

Hannover. Die niedersächsische Polizei kassiert künftig doppelt ab: Aus dem Konjunkturprogramm des Landes wird eine umfassende Modernisierung der Technik inklusive 1000 neuer Streifenwagen finanziert. Und in einem Pilotprojekt bitten die Polizisten Verkehrssünder künftig per EC- und Kreditkarte sofort zur Kasse. Wenn sich das bewährt, will Innenminister Uwe Schünemann (CDU) dieses Inkasso 2010 flächendeckend einführen.

Was das Inkasso per EC- oder Kreditkarte am Straßenrand angeht, ist Schünemanns Rechnung einfach: Zwar kassiert das Kartenunternehmen "einen kleinen Prozentsatz", aber es entfallen die höheren Knöllchenkosten für Briefe samt Porto.

Ob nun Verkehrssünder oder Krimineller, der Minister setzt auf modernste Technik, um Niedersachsen zu einem der sichersten Bundesländer zu machen. Binnen Jahresfrist wird ein Viertel der Fahrzeugflotte erneuert - neue Autos sind angesichts niedrigen Verbrauchs und besserer Schadstoffwerte für den Minister auch "eine Visitenkarte des Landes im Umweltschutz". Bei Kilometerleistungen von 140 000 im Jahr aber gibt es keine Chance auf die Abwrackprämie für die 1000 Neuwagen, denn die notwendigen neun Jahre erreicht kein Streifenwagen.

Weil durch das Landesprogramm gegen die Wirtschaftskrise 15 Millionen Euro allein 2009 zusätzlich zu den sonst üblichen Investitionen von 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen, werden auch neue Lichtschrankenmessgeräte und digitale Radargeräte angeschafft. Bei Geschwindigkeitskontrollen müssen künftig keine Fotos mehr entwickelt werden.

Eine mehr als hundertköpfige Projektgruppe hat sich in anderen Bundesländern, im Ausland und auf Fachmessen schlaugemacht, was heute die Elektronik alles möglich macht. Das Nivadis-Computersystem der niedersächsischen Polizei wird künftig nicht nur Unfallschwerpunkte umgehend ausspucken, sondern auch 240 000 Kriminalakten elektronisch führen. Das bedeutet jederzeit Zugriff für ermittelnde Beamte statt schriftlicher Anfrage bei jener Dienststelle, wo die Papierakte lagert. Polizeibeamte sollen ihre Berichte künftig direkt dem Computerspracherkennungsprogramm diktieren.

Noch mehr bekommt Nivadis zu tun, weil künftig statt mit schwarzer Farbe und Papier die Fingerabdrücke von Verdächtigen in allen Inspektionen und sogar Kommissariaten durch einen Fingerabdruckscanner abgenommen und gespeichert werden. Allein diese 48 neuen Geräte kosten 1,7 Millionen Euro.

Und noch etwas Neues: Bislang besaß die Landespolizei nur eine sogenannte "Sphäronkamera", die an einem Tatort alle Räume in einem 360-Grad-Winkel filmen und anschließend in räumliche Bilder zerlegen konnte. Sie diente der Beweissicherung und Beweisführung vor Gericht. Eine solche Kamera war etwa beim siebenfachen Mord in einem China-Restaurant in Sittensen im Einsatz. Jetzt kommen fünf weitere Kameras für zusammen 600 000 Euro dazu.