Die harte Auslese: 14 Soldaten nahmen die Herausforderung an - nur sechs kamen durch.

Eckernförde. Es plätschert nicht einmal, als Oberleutnant Michael Plath seinen Kopf nach endlos wirkenden zwei Minuten wieder aus dem Wasser hebt. Kein Prusten, kein Hecheln durchbricht die Stille in der schwül-warmen Schwimmhalle - der 24 Jahre alte Marinesoldat atmet nur drei-, viermal tief durch, dann streckt er langsam eine Hand in die Höhe, formt aus Daumen und Zeigefinger einen Kreis und signalisiert: Alles okay!

Zwei Minuten auf dem Grund des fünf Meter tiefen Schwimmbeckens hat Plath damit erneut heil überstanden - ohne Atemluftgerät. Ein künftiger Minentaucher der Marine muss das aushalten.

Ausgebildet wird der Nachwuchs hier im 33 Grad warmen Wasser der Stützpunkt-Schwimmhalle in Eckernförde. Viele Anwärter gibt es nicht. Das Training ist hart, die finanziellen Anreize sind gering, und mit dem Image von Kampfschwimmern oder KSK-Soldaten (Kommando Spezialkräfte) können Minentaucher auch nicht mithalten.

Gerade einmal 14 Soldaten haben die Herausforderung im Januar angenommen. Einen guten Monat später, am Ende der sogenannten Hallenphase, nach der es dann raus in die Ostsee geht, sind nur noch sechs davon übrig. Das Apnoe-Tauchen ist nur die erste Hürde, es ist aber auch die größte, sagen die Ausbilder. Wer hier durchhält, schafft es fast immer bis zum Ende.

"Was wir brauchen, sind Fitness, Selbstbewusstsein und vor allem Durchhaltewillen", sagt der Ausbildungsleiter, ein 35 Jahre alter Hauptbootsmann, dessen Name die Marine aus Sicherheitsgründen lieber verschweigt. Gefestigte Persönlichkeiten mit sta-biler Psyche und Hang zu Abenteuern sieht der Sachse gern in seinem Schwimmbecken, Rambos hingegen nicht. Tauchen sei vor allem Kopfsache, sagt er. Nachdenken sei unbedingt erwünscht, Zögern und Zweifeln jedoch könne im Einsatz gefährlich werden.

Und Einsätze gibt es genug. Die Besatzungen der Minensuch- und Jagdboote der Marine sind überall auf der Welt gefragt, wenn Sprengkörper unter Wasser geborgen oder gesprengt oder Häfen und Seewege gesichert werden sollen - dann auch mit Atemgeräten.

"Nun halten Sie mal die Luft an!" Damit geht es los. Das Apnoe-Tauchen dient nur zur Sicherheit, um bei Problemen auch ohne funktionierende Luftversorgung ohne Panik wieder auftauchen zu können. "Angefangen haben wir mit 45 Sekunden", erinnert sich Michael Plath. "Dann haben wir die Tauchgänge Schritt für Schritt um je 15 Sekunden verlängert." Rund drei Minuten könne er inzwischen ohne Luft unter Wasser aushalten.

Eine solche Ausdauer ist dringend nötig: Vollständig bekleidet und mit Bleigürtel um die Hüfte müssen die sechs künftigen Minentaucher das 25-Meter-Becken durchqueren - auf dem Grund, versteht sich. "Grundsätzlich kann das jeder", sagen die Ausbilder. Minutenlang die Luft anzuhalten sei lediglich eine Frage des Trainings - und des Willens. Ein Helfer mit Sauerstoffflasche steht trotzdem immer am Beckenrand bereit - zur Sicherheit. Danach kommt noch eine Konditionseinheit: Streckentauchen, Turmspringen, dann Sit-ups und Liegestütze am Beckenrand.

Am Ende tritt die kleine Truppe noch einmal in Reih und Glied vor dem Schwimmbad an - mit grünem Tarnanzug und schwarzer Wollmütze, dem "Pudel". Er soll die Ohren der Taucher schützen. Jede Krankheit würde die jungen Männer erheblich zurückwerfen. Die ersten Wochen auf dem Weg zum Minentaucher haben sie jetzt überstanden. Gut 190 weitere werden es noch.