Im Film “Der Vorleser“ spielt der 18-Jährge an der Seite von Weltstar Kate Winslet. Für einen Tag kehrte er zurück nach Bargteheide. In der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblatts erinnern sich Weggefährten an einen bescheidenen Jungen.
Bargteheide. Der kleinen Junge auf der Bühne, noch nicht mal ein Teenager, mimt Olli, einen der rebellischen Herdmann-Söhne. Es ist Dezember 2003. Im Kleinen Theater in Bargteheide feiert "Hilfe, die Herdmanns kommen" Premiere.
Für David Kross, den kleinen Jungen, ist das auch eine Premiere: Der Zwölfjährige spielt seine erste Rolle in Kirsten Martensens Theatergruppe "Blaues Wölkchen". Er weiß noch nicht, dass es für ihn der Beginn einer ganz großen Karriere ist, die ihn gerade mal sechs Jahre später bis ins Bett der umwerfenden Kate Winslet bringen wird. Beide, die Diva und der Junge aus Bargteheide, sind vom 26..Februar an in der Bernhard-Schlink-Verfilmung "Der Vorleser" in den Kinos zu sehen. Von der Bühne des Kleinen Theaters nach Hollywood das hat bisher nur David Kross, inzwischen 18, geschafft. Am 6. März kehrt der junge Star in seine Heimatstadt und ins Kleine Theater, zurück. Dorthin, wo für ihn alles begonnen hat. Dann wird er von den Dreharbeiten berichten, deren Ergebnis seiner Filmpartnerin unlängst einen "Golden Globe" eingebracht hat.
Winselt spielt die Straßenbahnführerin Hanna Schmitz, die in den frühen 50er-Jahren den viel jüngeren Michael Berg David Kross verführt. Beide schlafen miteinander, er liest ihr vor. Jahre später erfährt Berg, dass seine Jugendliebe eine dunkele Vergangenheit hat.
Wenn David Kross nach Bargteheide zurückkehrt, wird es für ihn auch ein Wiedersehen mit vielen seiner früheren Weggefährten geben. Die erinnern sich heute an einen eher introvertierten Mitspieler. "Er war sehr präsent, ehrlich und hatte nichts Aufgesetztes" sagt Regisseurin Kirsten Martensen, "er war also alles andere als eine Rampensau." Damals hat sie ihm einen Zahn wegschminken lassen und ihm mit Make-up ein blaues Auge verpasst. Auch Choreografin Anja Konings erinnert sich an Kross. "Er hat minimalistisch, aber immer genau auf den Punkt gespielt", sagt sie. Und: "Sein Talent hat sich sehr schnell herauskristallisiert."
Das hat auch Regisseur Detlev Buck, einst im Nachbardorf Nienwohld zu Hause, gespürt. Beim Casting für den Film "Knallhart" war David Kross schnell sein Favorit.
"David hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Leute zu treffen", sagt seine damalige "Herdmann"-Schwester Neelam Schlemminger. Sie spielte damals die Rolle der Eugenia. Sie hat ebenfalls in mehreren Filmen mitgewirkt, zuletzt in "Dorfpunks" nach dem Roman von Rocko Schamoni. Neelam: "Er war derjenige, der am wenigsten nach einer großen Rolle geschrien hat."
Doch stolz, das war er dann schon. Nachdem er seine erste Rolle erhalten hatte, sendete er eine SMS an seine Mutter: "Hurra, ich bin ein Herdmann."