Mecklenburg-Vorpommerns Milchbauern machen wegen anhaltend niedriger Preise wieder mobil. Bei einer offenen Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft Milch Board w.V. in Körchow (Landkreis Ludwigslust) wollen rund 50 Betriebe des Kreises am Montag einen gemeinsamen Handlungsrahmen abstecken, kündigte Landwirt Peter Guhl vom Hof Weitenfeld bei Boizenburg an.

Körchow. Ein erneuter Milchlieferstopp wie im letzten Frühjahr aber verbiete sich in der jetzigen angespannten Situation, sagte der Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) der Deutschen Presse- Agentur dpa. "Die Rücklagen dafür sind aufgebraucht", sagte Guhl.

"Ziel ist ein bundesweiter Zusammenschluss der Bauern im Milch Board, um Rohstoffe und deren Vermarktung zu bündeln", erläuterte der Landwirt. So könnten Verkaufsregeln und ein Basispreis festgelegt werden, der auch Lohnkosten und Eigenkapitalbildung der Bauern einschließe und langfristig deren Auskommen sichere. Bislang seien in der Erzeugergemeinschaft, die die Rechtsform eines wirtschaftlichen Vereins (w.V.) hat, mit rund 25 000 Mitgliedern ein Viertel der deutschen Milcherzeuger und ein Drittel der Milchmengen vertreten, so Guhl. "Wir brauchen aber drei Viertel der Erzeuger."

Zu dem zehntägigen Lieferboykott 2008, bei dem ein Milchpreis von 40 Cent je Liter gefordert worden war, sagte Guhl: "Wir haben eine entscheidende Schlacht verloren." Mittlerweile seien die Erzeugerpreise wieder im Keller. Harte Kritik übte der Sprecher am Bauernverband, der alle Zusagen, die Angebotsmenge zu begrenzen, hintertrieben habe. "Der Milchmarkt bricht zusammen, wie wir es lange vorausgesagt haben. Momentan ersaufen alle in Milch." Nötig sei eine flexible Mengenregulierung, um die Preise zu stützen. Die Bauern brauchten mindestens 38 Cent je Liter, um wirtschaftlich zu arbeiten. Derzeit würden zwischen 21 Cent in Norddeutschland und 35 Cent in Bayern gezahlt. Im Dezember habe er sogar nur 19 Cent erhalten.

Auch Exportsubventionen für eine Verbilligung von Milchprodukten auf dem Weltmarkt, wie von der EU geplant, würden zuerst den Molkereien und nicht den Erzeugern helfen und obendrein den Bauern in den Entwicklungsländern schaden, kritisierte Guhl. Statt eines europäischen Milchfonds zur Investitionsförderung und weiteren Kapazitätsausweitung wäre ein Rettungspaket für die Milchbauern nötig. Auswege aus der wirtschaftlichen Misere sieht der Milchbauer derzeit nur in der eigenen "Quersubventionierung" durch Erträge aus Biogasanlagen. In ökologischer Hinsicht seien die Anlagen eigentlich Betrug, gegenwärtig aber die einzige Möglichkeit für sichere Erlöse.