Kiel. Die Lehman-Pleite im Herbst 2008 hat der HSH Nordbank nur den Rest gegeben. Vor dem Kieler HSH-Untersuchungsausschuss räumte der ehemalige Bankchef Hans Berger, 60, gestern ein, dass die HSH es schon Ende 2007 "mit einem krisenhaften Umfeld" zu tun hatte, das sich negativ auf die Bank auswirkte. "Die Krise schien aber noch beherrschbar zu sein."
Berger ließ keinen Zweifel daran, dass der Vorstand den Aufsichtsrat und damit die Regierungsvertreter aus Hamburg und Schleswig-Holstein bereits im Dezember 2007 über die "desolaten Marktverhältnisse" informiert habe. Dabei seien auch Volumen und Struktur der Kreditersatzgeschäfte "eingehend erläutert" worden. Thema war auch eine nötige Kapitalspritze für die HSH.
Politisch brisant ist diese Aussage, weil HSH und Landespolitiker bis nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar 2008 der Länderbank ein gutes Zeugnis ausgestellt hatten.
In diesem Zeitraum zog Berger in der HSH die Notbremse. Im ersten Quartal 2008 verkaufte die HSH riskante Kreditersatzpapiere im Volumen von mehreren Milliarden Euro, im Frühjahr wurde der Rahmen für eine satte Kapitalerhöhung abgesteckt. "Es ging dabei nicht um die Finanzierung von Verlusten", versicherte Berger. Gebraucht wurde das frische Geld demnach, um die Rating-Agenturen zu beruhigen.
Berger betonte mehrfach, dass erst die Lehman-Pleite der HSH das Genick brach. Er habe seinen Rücktritt angeboten, sagte Berger. Im November 2008 musste der frühere Manager der Kieler Sparkasse seinen Stuhl räumen. Wie vor dem Untersuchungsausschuss in Hamburg vor einigen Wochen verteidigte Berger auch in Kiel die Geschäftspolitik der HSH - und räumte keine Mitschuld an der Krise ein.