Über künstliche Befruchtung und was in Deutschland erlaubt ist, sprach das Abendblatt mit Dr. Wolf Michel, Geschäftsführer und Reproduktionsmediziner im Gynaekologicum Hamburg.
Wie funktioniert die künstliche Befruchtung?
Man entnimmt Eizellen von der Frau, befruchtet sie mit Spermien, entweder in der Petrischale oder durch Injektion in die Eizelle (ICSI). Dann wird abgewartet, bis sich ein Embryo gebildet hat, und dieser in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. In Deutschland dürfen nach dem Embryonenschutzgesetz maximal drei Embryonen eingesetzt werden. In Hamburg gilt eine Sonderregelung der Ärztekammer: Um Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden, dürfen hier Frauen bis zum 35. Lebensjahr nur zwei Embryonen eingesetzt werden. Die Schwangerschaftsrate eines solchen Transfers von zwei bis drei Embryonen liegt bei 22 Prozent.
Was passiert mit den übrigen befruchteten Eizellen?
Laut Embryonenschutzgesetz darf es keine überschüssigen Embryonen geben, das heißt, es dürfen aus den befruchteten Eizellen, die im Vorkernstadium eingefroren wurden, nur so viele aufgetaut und zu Embryronen weiterentwickelt werden, wie auch in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden.
Was bedeutet der Begriff "Vorkernstadium"?
Nach dem Embryonenschutzgesetz dürfen befruchtete Eizellen in Deutschland nur im Vorkernstadium eingefroren werden. Das bedeutet, dass das genetische Material des Spermiums sich zwar bereits in der Eizelle befindet, aber noch nicht mit dem Erbgut der Eizelle zu einem Zellkern verschmolzen ist. Denn ab diesem Zeitpunkt spricht man von einem Embryo, und das Einfrieren von Embryonen ist nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Unbefruchtete Eizellen können nicht eingefroren werden. Ihre Überlebensrate nach dem Auftauen ist sehr schlecht. Spermien können hingegen eingefroren werden.
Wie viele Paare lassen eine künstliche Befruchtung durchführen?
Laut dem Deutschen IVF-Register lag 2008 die Gesamtzahl der durchgeführten Behandlungszyklen bei 71 128, wobei bei jeder Frau im Durchschnitt 1,63 Behandlungszyklen durchgeführt wurden. Damit ist die Zahl der Behandlungen um vier Prozent gegenüber 2007 gestiegen.
Wie werden die Zellen konserviert, und wie lange sind sie haltbar?
Sie werden bei minus 197 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff gelagert (Kryokonservierung) und sind dann unbegrenzt haltbar.