Hannover. Landkreis Harburg offenbar an der Spitze. Umfrage zu Corona-Impfstoffen in norddeutschen Kommunen bringt erschreckendes Ergebnis.
Zehntausende Corona-Impfstoffdosen sind in Niedersachsen wegen abgelaufener Haltbarkeit vernichtet worden. Das ergab eine Umfrage, die rund 30 Kommunen in Niedersachsen beantwortet haben. Nur wenige Kommunen gaben an, dass sie bislang keinen Impfstoff hätten wegwerfen müssen. Mehrere Kommunen gaben an, dass sie keine Übersicht über vernichtete Präparate führen - etwa die einwohnerstarke Region Hannover.
Allein der nahe Hamburg gelegene Landkreis Harburg gab an, bislang mehr als 15.000 Impfdosen weggeworfen zu haben. Der Großteil musste demnach ab Februar vernichtet werden, nachdem die Impfnachfrage deutlich abgenommen habe. Teilweise seien die Impfstoffe nur sehr kurz haltbar gewesen.
Corona-Pandemie: Landkreis Harburg vernichtete 15.000 Impfdosen
In Braunschweig wurden mehr als 3000 Impfdosen verworfen. Die Impfdosen sind in der Regel in Vials, kleinen Fläschen enthalten. Dort sind mehrere Impfdosen enthalten. Es werde nicht festgehalten, ob aus einem Vial auch alle Impfdosen verabreicht werden. Es würde nur erfasst, wenn ein Vial gar nicht erst angebrochen wird.
Der Landkreis Schaumburg gab an, rund 11.000 Impfdosen vernichtet zu haben, im Landkreis Stade waren es rund 5000, im Landkreis Nienburg/Weser rund 3500, im Landkreis Osnabrück rund 3000, im Landkreis Helmstedt mehr als 2000 und im Landkreis Lüchow-Dannenberg etwa 1200. Im Landkreis Cuxhaven wird eigenen Angaben zufolge etwa jede vierte Dosis von Biontech nicht verabreicht.
Viele Kommunen gaben gegenüber der Deutschen Presseagentur an, dass die Bestellung der Präparate angepasst worden sei oder künftig noch genauer erfolgen soll, um ein Wegwerfen möglichst zu verhindern.
Die Stadt Osnabrück teilte indes mit, dass bislang mehr als 1500 Ampullen von Corona-Impfstoffen weggeworfen werden mussten. Eine Sonderlieferung, die die Stadt Anfang des Jahres erhalten habe, konnte demnach wegen der großen Menge nicht vollständig aufgebraucht werden. Außerdem habe es einen Stromausfall im Impfzentrum gegeben, wodurch Impfdosen weggeworfen werden mussten, da die Kühlkette unterbrochen war.
Vernichtete Corona-Impfdosen: Gesundheitsministerium hat keinen Überblick
Das Gesundheitsministerium in Hannover teilte auf Anfrage mit, dass es keine landesweiten Zahlen erhebt, wie viel Impfstoff vernichtet wird, da die Bestellung vor Ort in eigener Zuständigkeit der Impfteams und Gesundheitsämter erfolge.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) sagte, dass sie keine Rückmeldung von Arztpraxen erhalten, wie viel Impfstoff dort vernichtet wird. Dieses Problem bestehe eher bei den mobilen Impfteams in den Landkreisen. Ärzte bestellten in der Regel nur Impfstoffe, die sie aufgrund von Terminvergaben an Patienten auch zeitnah verabreichen würden.
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Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden in Niedersachsen bislang etwas mehr als 18 Millionen Corona-Schutzimpfungen verabreicht. Knapp 6,4 Millionen Impfungen entfielen auf die erste Spritze, knapp 6,2 Millionen auf die zweite, mehr als fünf Millionen Menschen erhielten eine Auffrischungsimpfung und rund 630.000 bereits eine zweite.
Corona: In Niedersachsen sind zwölf Prozent der Erwachsenen nicht geimpft
Ein Problem ist weiterhin vor allem die noch niedrige Zahl der Erstimpfungen, allein in Niedersachsen sind laut RKI rund zwölf Prozent der Erwachsenen nicht einmal gegen Corona geimpft. Bundesweit wurden demnach an einzelnen Tagen im Mai nur zwischen 1000 und 2000 Erstimpfungen gemeldet. Mehr als 10.000 Erstimpfungen bundesweit waren es den Angaben zufolge zuletzt Anfang März.
Die gesunkene Impfnachfrage ist in vielen Teilen Niedersachsens festzustellen. So wurden etwa über mobile Impfteams im Landkreis Hameln-Pyrmont an sechs Tagen kurz vor Weihnachten noch insgesamt mehr als 3500 Impfungen verabreicht, an fünf Tagen Anfang Mai insgesamt nur 138.