Bundeskanzler Olaf Scholz nannte als mögliche Standorte Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Es ist aber noch eine weitere Stadt im Gespräch.

Nach der Ankündigung der Bundesregierung zum raschen Bau zweier Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) gibt Niedersachsen einen Überblick über den Stand der Planungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Sonntag Brunsbüttel und Wilhelmshaven als Standorte genannt. Aber in Niedersachsen ist noch eine andere Stadt im Gespräch.

Althusmann: Projekt in Stade ist am weitesten vorangeschritten

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat die Bedeutung des Standortes Stade unterstrichen. „Stade ist das Projekt, das am weitesten vorangeschritten ist. Noch bis Ostern werden die Planfeststellungsunterlagen eingereicht“, sagte er am Montag am Rande eines Besuchs am Stader Standort der Deutschen Presse-Agentur.

Das rund eine Milliarde Euro umfassende Projekt unmittelbar an der Elbe wird von der Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) geplant. Die Unterlagen sollten ursprünglich erst im Sommer eingereicht werden.

LNG-Terminal in Stade: Technische Planungen abgeschlossen

„Wenn wir über eine größere Unabhängigkeit Deutschlands und Europas von russischem Gas sprechen, darf die Option Stade keinesfalls fallen gelassen werden“, so Althusmann. Er sei dabei ausdrücklich der Auffassung, dass mit Wilhelmshaven ein zweites Terminal gebaut werden solle. Dort müssten aber umweltschutzrechtliche Fragen geprüft werden.

Die HEH teilte mit, dass die technischen Planungen abgeschlossen seien. Alle Genehmigungsunterlagen seien kurz vor Fertigstellung, auch das Bieterverfahren für den Generalunternehmer habe bereits begonnen. „Wir sind im engen Austausch mit der Politik und deren Botschaft ist klar: Jedes Projekt, das zeitnah realisiert werden kann, ist mehr als willkommen, den Energiebedarf Deutschlands zu sichern und zu diversifizieren“, so eine Unternehmenssprecherin.

Unterlagen könnten bis Ende April eingereicht werden

Der Genehmigungsprozess für das Stader LNG-Terminal bestehen laut HEH aus einem Planfeststellungsverfahren für den Hafen und einem Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für das landseitige Terminal. Die Unterlagen für das Terminal könnten demnach Ende März und die für den Hafen Ende April eingereicht werden.

Althusmann betonte, dass man grundsätzlich in Deutschland beim Aufbau der LNG-Infrastruktur viel zu lange gezögert habe, weil man sich auch durch Importe aus verschiedenen Ländern sicher gewähnt habe. „Aber der Krieg in der Ukraine hat uns schonungslos gezeigt, dass wir sehr verletzlich sind als Volkswirtschaft.“

Wilhelmshaven holt LNG-Terminal-Pläne wieder aus der Schublade

Die Stadt Wilhelmshaven will nach der Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für den Bau eines LNG-Terminals auch in Wilhelmshaven sofort in das Projektmanagement einsteigen. „Wir sind gut aufgestellt, weil wir nicht bei Null anfangen. Die Pläne werden jetzt reaktiviert und aktualisiert, und wir wollen sie angesichts der geopolitischen Lage auch mit Geschwindigkeit und mit dem Bund und dem Land umsetzen“, sagte Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos) am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die infrastrukturellen Voraussetzungen seien gut. Wilhelmshaven sei der einzige deutsche Tiefwasserhafen, verfüge über eine gute Hinterlandanbindung über Straße, Schiene und Wasser und über Speicherkavernen. Die Frage sei jetzt, ob der Bund die Infrastruktur selbst erstellen wolle oder die Privatwirtschaft das übernehmen solle. Auch wenn alles sehr gut liefe, wäre aus Sicht Feists eine Inbetriebnahme wohl frühestens in zweieinhalb bis drei Jahren möglich.

Feist machte mit Blick auf die möglichen Standorte Brunsbüttel und Stade klar, dass es kein Wettrennen sei. Es gehe um eine Vernetzung in Norddeutschland. „Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern im nationalen Interesse“, sagte der Oberbürgermeister. „Als Bürger dieses Landes freue ich mich über jeden Kubikmeter Gas, den wir kriegen.“