Cloppenburg. In Cloppenburg und Emstek, aber auch im Landkreis Harburg gingen Aktionen gegen Dumpingpreise im Lebensmittelhandel weiter.
Aus Verärgerung über die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels haben am Dienstag Hunderte Landwirte ihre am Montag begonnenen Proteste ganztägig fortgesetzt. In Cloppenburg blockierten nach Polizeiangaben zeitweise bis zu 140 Traktoren die Zufahrt zu einem Zentrallager des Discounters Lidl. Am Montag war in Schleswig-Holstein ein Lager von Rewe ebenfalls Ziel einer Blockade. Im benachbarten Emstek beteiligten sich den Angaben zufolge bis zu 40 Traktoren an der Blockadeaktion. Erst am Dienstagabend beendeten die Demonstranten ihre Aktion.
Vorausgegangenen waren Gespräche zwischen Unternehmensvertretern und den Landwirten. Das habe die Landwirte dazu bewegt, ihre Versammlung zu beenden und die Zuwegungen wieder freizugeben, teilte die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta mit, die sich mit dem „langwierigen, aber größtenteils friedlichen Verlauf“ der Aktion insgesamt zufrieden zeigte.
Proteste von Landwirten auch im Landkreis Harburg
Das Nachrichtenportal für das Oldenburger Münsterland „OM online“ berichtete, dass sich die Landwirte nach einer Abstimmung entschieden hätten, den Bereich vor dem Lidl-Zentrallager in Cloppenburg zu verlassen. Zuvor habe sich Klaus Gehrig, Leiter der Schwarz-Gruppe und Aufsichtsrat-Chef von Lidl und Kaufland, per Telefon in Cloppenburg gemeldet.
Auch in Rade (Kreis Harburg) und in Schwanewede hatten Landwirte bis zum frühen Dienstagmorgen die Zufahrt zu Lidl-Lagern blockiert. Eine Treckerdemo gab es auch in Westerkappeln (Kreis Steinfurt/NRW) nahe der niedersächsischen Grenze. In der Nacht zum Dienstag kam es zu einem Unfall in Emstek, als eine 17 Jahre alte Traktorfahrerin aus noch ungeklärter Ursache mit ihrem Trecker umstürzte und sich schwer verletzte, wie ein Polizeisprecher berichtete.
Bauern-Protestbewegung verlangt Gespräch mit Lidl-Chef
Der Sprecher der Bauern-Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen, Anthony Lee, hatte angekündigt, dass zumindest in Cloppenburg die Blockade weitergehen solle. Die Forderung sei, dass der Chef der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Gehrig, nach Cloppenburg komme. Lidl hatte am Montagabend prinzipielle Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das seien nur „leere Versprechungen und Phrasen“, sagte Lee dazu. Gehrig solle mit den Landwirten „auf Augenhöhe“ reden.
Der Neckarsulmer Discounter Lidl zeigte sich zwar bereit, mit den protestierenden Landwirten weiter im Gespräch zu bleiben - allerdings nicht alleine. „Um dem Anliegen der gesamten Landwirtschaft am ehesten gerecht zu werden, brauchen wir einen branchenweiten Dialog, der mit allen Verhandlungspartnern entlang der Lieferkette geführt wird“, sagte ein Unternehmenssprecher der „Heilbronner Stimme“ (Mittwoch).
Landwirte empört über Protestbrief von Supermarktketten
Die Landwirte waren wütend über einen Brief der großen deutschen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner beschwert.
Die CDU-Politikerin hatte vorvergangene Woche einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen und von teils unfairen Bedingungen gesprochen. Klöckner habe ein Zerrbild der Handelsunternehmen gezeichnet, klagten die Supermarkt-Ketten.