Rastede. Sie spüren Verbrecher und Vermisste auf, finden Drogen und Beweismittel: Hunde helfen seit mehr als 100 Jahren der Polizei.
Nicht streicheln, Abstand halten - bevor Kommissarin Saskia E. Hund Simba aus der Box lässt, macht sie die Regeln klar. Denn der Zweijährige ist bei der niedersächsischen Polizei einer von 210 Schutzhunden. „Das bedeutet, dass sie gelernt haben zu beißen, weil sie uns und unsere Kollegen beschützen sollen“, erklärt die 33 Jahre alte Polizistin, die ihren vollständigen Namen aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich machen möchte.
Simba darf seit seiner erfolgreichen Prüfung von seiner Diensthundeführerin eingesetzt werden als Hilfsmittel der körperlichen Gewalt, wie es im Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetz heißt. Bei Tätersuchen zum Beispiel, bei Personenkontrollen oder Demonstrationen sind Schutzhunde im Einsatz. „Die Hunde stehen super im Gehorsam. Sie hören ganz genau auf einen Polizeibeamten und auf keinen anderen“, sagt die Kommissarin. „Ansonsten könnte man das gar nicht verantworten.“
Lautes Bellen ist aus dem Kofferraum des Polizeiwagens zu hören, in dem die Belgischen Schäferhunde Simba und Surt auf ihr Training in Rastede bei Oldenburg warten. „Sitz! Platz! Hier rum!“ - Simba führt alle Kommandos aus. „Wir lernen spielerisch“, sagt die Polizistin. „Wir trainieren fast ausschließlich mit Futter oder Spielzeug.“ Ein Ausbildungstag pro Woche ist vorgesehen. „Aber man übt auch viel in seiner Freizeit oder im Dienst, wenn man Leerlauf hat.“
Hunde helfen seit mehr als hundert Jahren der Polizei
Seit mehr als 100 Jahren helfen Hunde der Polizei. „Das ging in Deutschland um die Jahrhundertwende los“, erklärt Uwe Junker, Ausbilder beim Diensthundwesen in Ahrbergen (Kreis Hildesheim). „Private Hunde wurden bei Wachgängen mitgenommen, um Personen aufzuspüren. Nach und nach wurden andere Fähigkeiten entdeckt.“ In Niedersachsen sind heute Rauschgiftspürhunde im Einsatz, Sprengstoffspürhunde, Leichenspürhunde, Banknotenspürhunde, Brandmittelspürhunde und Fährtenhunde.
Simba hat bei einem Einsatz vor Kurzem einen Verbrecher entdeckt. „Der hatte sich im Gebüsch versteckt“, erzählt Polizistin Saskia E. stolz. „Simba hat den Geruch in die Nase bekommen und uns gezeigt, dass wir über einen Zaun in den Garten müssen.“ Ob sich der Vierbeiner zum sogenannten Spezialhund eignet, muss er noch beweisen.
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Diese Ta lentsichtung steht bei seinem vierbeinigen Kollegen, dem zweieinhalbjährigen Surt, nun an. Dabei muss er seine Nase unter Beweis stellen, durch die Dunkelheit oder über wackligen Untergrund laufen und schließlich - trotz Ablenkungen wie Krach oder Futter - zu seinem Spielzeug finden. „Surt kann besonders gut suchen. Deshalb soll er Fährtenhund mit Individualgeruch werden“, sagt Freya S., seine Diensthundeführerin. Dann könnte er Vermisste aufspüren - oder flüchtende Straftäter.
Die Hunde sind wie Familienmitglieder
Kommissarin Saskia E. trainiert mit Simba, seit er ein Welpe ist. „Die Hunde wohnen 24 Stunden, 7 Tage die Woche bei uns. Die sind wie unsere eigenen Hunde, unsere Familienmitglieder - nur dass sie im Landeseigentum stehen.“
Die meisten Vierbeiner bleiben nach rund acht bis zehn Jahren Polizeiarbeit dann auch für die Rente bei den Diensthundeführern. An einige Verwandte oder Freunde der Polizisten sind sie gewöhnt - kommen andere Menschen zu Besuch, müssen Schutzhunde aber aus dem Raum.
Das richtige Beißen haben ihnen die Diensthundeführer mit vollem Körpereinsatz beigebracht. Saskia E. schlüpft in einen Schutzanzug und setzt sich in ein Auto - als sie bei der gestellten Kontrolle den Arm hebt, schnappt der Hund ihrer Kollegin zu. „Wenn sich jemand passiv verhält, verbellt ihn Surt nur“, erklärt Freya S.. Das reiche oft, um Respekt zu verschaffen.