Moormerland/Hannover. Ministerpräsident Stephan Weil sieht in Vorfall “Lehrstück“ dafür, was passieren kann, wenn gegen Vorgaben verstoßen wird.

Nach etlichen Corona-Infektionen im Landkreis Leer nach dem Eröffnungsabend eines Restaurants hat Ministerpräsident Stephan Weil den Vorfall als Lehrstück bezeichnet. „Es ist nämlich ein Lehrstück, was passieren kann, wenn man die Vorgaben nicht berücksichtigt“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Wunstorf (Region Hannover).

Er sei aber weit davon entfernt, wegen dieses einen Beispiels Kritik an der niedersächsischen Gastronomie insgesamt zu üben. Weil hoffe, nun sei deutlich geworden, dass die Vorgaben „nicht dafür gedacht sind, Gastronomen zu ärgern, sondern im Gegenteil die Voraussetzung dafür sind, dass das Geschäft wieder losgehen kann.“

Offenbar mehrere Verstöße gegen Corona-Regeln

Bei der Restauranteröffnung am 15. Mai in Moormerland sei es offenbar zu mehreren Verstößen gegen die Corona-Auflagen gekommen, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Montag. Unter anderem soll es Händeschütteln und Umarmungen gegeben haben. Die aufwendige Kontaktnachverfolgung habe inzwischen ergeben, dass der Teilnehmerkreis an der geschlossenen Gesellschaft größer war als zunächst angenommen. „Das, was wir da gesehen haben, war eine Veranstaltung.“ Diese seien nach der Corona-Verordnung nicht erlaubt, es habe sich nicht um einen gewöhnlichen Restaurantbetrieb gehandelt.

Der Anwalt des Betreibers, Roman Ronneburger sagte: „Aus Sicht der Mandantschaft wurden alle Auflagen eingehalten.“ Ein Sprecher des Landkreises teilte mit, die Untersuchungen zu dem Fall und möglichen Verstößen liefen. Zwischenergebnisse des Ordnungswidrigkeiten-Verfahrens wollte er zunächst nicht nennen.

Jetzt 22 Infizierte nach Restaurantbesuch

Dem Betreiber wie auch den Besuchern drohen Strafen, wie die Gesundheitsministerin ankündigte. „Sollte sich der begründete Verdacht bestätigen, dass mit dieser Veranstaltung gegen die Corona-Auflagen verstoßen wurde, werden die Behörden vor Ort nicht nur gegen die Organisatoren, sondern auch gegen die Besucherinnen und Besucher Ordnungswidrigkeiten einleiten mit empfindlichen Geldstrafen als Folge.“

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen, die an dem Abend in dem Lokal waren, stieg am Montag auf 18. Hinzu kamen vier weitere Personen, die sich in der Folge angesteckt hatten. Für 133 Menschen wurde häusliche Quarantäne angeordnet.

Mitarbeiter der Meyer-Werft in Quarantäne

Unter ihnen sind auch Mitarbeiter der Papenburger Meyer-Werft: Unter anderem hatte die Personalchefin der Meyer Werft teilgenommen. Weil sie danach an mehreren Firmensitzungen beteiligt war, sind bereits Mitglieder der Werft-Geschäftsführung und fast der gesamte Betriebsrat in Quarantäne. Einen entsprechenden Bericht des NDR bestätigte ein Firmensprecher am Montagmorgen.

Der Inhaber des Restaurants, der sich auch selbst mit dem Virus angesteckt hat, hatte am Wochenende gesagt, er wisse nicht, ob sich das Virus am 15. Mai beim Eröffnungsabend seines Lokals verbreitet habe. Es sei auch möglich, dass sich die Menschen vor oder nach dem Abend infiziert hätten.

Gesundheitsministerin: "Offenbar eine private Party gefeiert"

Falls sie sich tatsächlich in dem Lokal angesteckt haben, wäre dies der erste bekannt gewordene Fall dieser Art seit Wiedereröffnung der Gaststätten. Der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Niedersachsen, Rainer Balke, sagte im Interview der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ über den Fall in Moormerland: „Da wurde offenbar einiges falsch gemacht, und es ist übel gelaufen.“

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann sah in dem Ausbruch jedoch keine Notwendigkeit, vom Lockerungskurs für die Gaststätten abzurücken. „Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen, stattdessen wurde dort offenbar eine private Party gefeiert“, sagte die SPD-Politikerin am Sonnabend.

Teilnehmerkreis war größer als bisher angenommen

Es habe unter anderem Händeschütteln und Umarmungen gegeben, so Ministerin am Montag. Die aufwendige Kontaktnachverfolgung habe inzwischen ergeben, dass der Teilnehmerkreis an der geschlossenen Gesellschaft größer war als zunächst angenommen.

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Trotz Corona-Ausbruch: Neue Lockerungen treten in Kraft

Am Montag ist zwischen Harz und Nordsee die dritte von fünf Lockerungsstufen in Kraft getreten. Unter anderem dürfen Restaurants dann wieder mehr als die Hälfte der Plätze vergeben - der vorgeschriebene Mindestabstand aber bleibt bestehen.

Außerdem dürfen Hotels mit einer Auslastung von bis zu 60 Prozent wieder öffnen, auch Freibäder und Fitnesscenter können den Betrieb wieder aufnehmen. Zudem gibt es Lockerungen im sozialen Bereich, etwa in Bezug auf Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und Tagesförderstätten.