Hamburg. Die Elsflether Werft fordert Millionen von ihren Ex-Vorständen. Ein Vermögensarrest von 3,9 Millionen wurde am Freitag aufgehoben.

Ein ehemaliger Vorstand der insolventen Elsflether Werft kann weiterhin nicht über sein Vermögen frei verfügen. Zwar hob eine Zivilkammer des Hamburger Landgerichts am Freitag einen Vermögensarrest über 3,9 Millionen Euro gegen den Hamburger Rechtsanwalt auf (Az. 307 O 136/19). Ein zweiter Arrest über 8,4 Millionen Euro bleibt zunächst jedoch bestehen (Az. 307 O 149/19). Darüber wird das Gericht sein Urteil am kommenden Mittwoch verkünden.

Die Zivilkammer ließ durchblicken, dass dieses Vermögen vermutlich beschlagnahmt bleibt, weil der Vorstand seine Pflichten gegenüber der Elsflether Werft verletzt habe und sein unredliches Verhalten fortsetzen könnte. Da es sich um die gleichen Vermögenswerte wie in dem ersten Arrestbeschluss handelt, um Konten, Guthaben, Ansprüche gegenüber Versicherungen und ähnliches, hat sich die Lage für den Ex-Vorstand durch die Aufhebung des ersten Arrestes kaum verbessert.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue

Das Hamburger Verfahren steht im Zusammenhang mit der Sanierung des Marine-Schulschiffs "Gorch Fock" und der Insolvenz der Elsflether Werft. Der neue Vorstand der Werft will mit der Beschlagnahme von Vermögen die Insolvenzmasse sichern. Daraus würden am Ende offene Rechnungen und Ansprüche bezahlt, zum Beispiel von Lieferanten. "Wir hoffen, so auch den Auftrag für die Fertigstellung der Gorch Fock zu bekommen", sagte Tobias Brinkmann, Generalbevollmächtigter der Elsflether Werft. "Wir wollen das Schiff wieder schwimmen sehen."

Die beiden früheren Vorstände der Werft stehen im Verdacht, zum eigenen Vorteil unrechtmäßig Geld aus dem Unternehmen gezogen und das durch ein Netzwerk von Tochter- und Unterfirmen verschleiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue, die Manager bestreiten die Vorwürfe. Einer der beiden Vorstände kämpft vor Gericht um sein Geld, der andere hat bereits private Insolvenz angemeldet. Auf beide wartet in Niedersachsen ein Strafverfahren.

Sanierung der "Gorch Fock" hat bisher 70 Millionen Euro gekostet

Der Betrugsverdacht gegen die beiden Vorstände erhielt am Freitag neue Nahrung. Interne Mails der Manager, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, zeigen, dass die Vorstände darüber beraten haben, wie sie Rückzahlungen an die Marine vermeiden können. Zulieferer hatten der Elsflether Werft nachträglich 15 Prozent gutgeschrieben. Zunächst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

Die Werft an der Weser ist Generalunternehmer bei der umstrittenen Sanierung des Segelschulschiffs. Die Kosten für die Überholung der "Gorch Fock" sind explodiert. Statt geplant knapp zehn Millionen Euro sind bereits 70 Millionen Euro ausgegeben worden.