Steinfeld. 55-Jähriger war in Grünanlage beschäftigt, als er Wölfe bemerkte. Umweltministerium lässt DNA-Proben untersuchen.

Die Diskussion um Wölfe, die Schafherden überfallen, erhitzt schon die Gemüter. Jetzt ist anscheinend das erste Mal ein Mensch von einem Wolf gebissen worden. Wie die Polizei Rotenburg mitteilt, war ein Gemeindearbeiter am Dienstagvormittag in dem Ort Steinfeld mit der Pflege der Grünanlage am Friedhof beschäftigt.

Weitere Wölfe im Hintergrund

Als er am Zaun kniete und hinter sich fasste, spürte er, dass seine Hand festgehalten wurde. Als der 55-jährige sich umdrehte, erkannte er einen Wolf, der nach seiner Hand geschnappt hatte.

Nach seinen Angaben hätten drei weitere Wölfe eines Rudels die Aktion mit etwas Abstand beobachtet. Der Mann konnte sich befreien und die Tiere vertreiben. Danach begab er sich mit leichten Verletzungen an der Hand in ärztliche Behandlung.

Bislang sei seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland noch keine Verletzung eines Menschen durch diese Tiere dokumentiert worden, sagte Roland Gramling von der Umweltstiftung WWF. „Man muss das in jedem Fall ernst nehmen, egal ob es ein Wolfsrudel oder eine Hundemeute war.“ Der Fall müsse untersucht werden.

DNA-Proben werden untersucht

Den möglichen Angriff des Tieres untersucht nun das Umweltministerium in Hannover mit Hochdruck. „Die genommenen DNA-Proben haben wir heute per Kurier an das Senckenberg-Institut in Gelnhausen geschickt“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. „Wir hoffen, dass es gelingt, verwertbares Material aus den sichergestellten Gegenständen zu isolieren und dann auszuwerten“, sagte die Ministeriumssprecherin. Das Institut wolle das Ergebnis so schnell wie möglich vorlegen, im Tagesverlauf sei damit noch nicht zu rechnen.

Der Pullover des Mannes mit Haaren des Tieres und der Hammer, mit dem er das Tier abgewehrt hatte, wurden sichergestellt. Sollte es sich tatsächlich um einen Wolfsbiss handeln, müsste das Tier umgehend getötet werden, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD).

In Niedersachsen gibt es 170 bis 180 Wölfe

In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Umweltministeriums vom Oktober 20 Wolfsrudel mit insgesamt 170 bis 180 Tieren. Die Landespolitik diskutiert seit längerem, inwiefern nicht nur auffällige Problemwölfe abgeschossen werden sollen, sondern die Tiere generell wieder ins Jagdrecht aufgenommen werden können. Weidetierhalter beklagen, dass Wolfsattacken auf ihre Tiere zunehmen.

In Deutschland gibt es nach jüngsten Daten 73 Rudel und 30 Wolfspaare, teilte des Bundesamt für Naturschutz (BfN) in der vergangenen Woche mit.