Hannover/Hamburg. Gesundheitsminister Gröhes Erfindung ist ein Flop. Jeder fünfte Patient, der einen Arzttermin über die Hotline bucht, erscheint nicht.

Die mit großem Brimborium eingeführten Servicestellen für Termine bei Ärzten sind offenbar nach weniger als einem Jahr gefloppt. Was Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als besonders patientenfreundlich einführen wollte und die Ärzte hart rannehmen sollte, erweist sich als praxisfern im besten Sinne des Wortes. Augenscheinlich sind die Probleme der Deutschen, einen Termin beim niedergelassenen Arzt zu bekommen, doch nicht so groß wie befürchtet.

Allerdings muss man dabei bedenken, dass es erhebliche regionale Unterscheide gibt, etwa vom platten Land in Mecklenburg oder Sachsen zum ärztemäßig gut versorgten Hamburg. Krankenkassen wie die Techniker bieten aber parallel auch einen eigenen Terminservice an, sodass viele Patienten sich offenbar eher dorthin wenden als an die politisch gewollten Zentren. Das belegen Kassen-Daten.

61.000 vermittelte Termine bei einer Milliarde Arzt-Kontakten pro Jahr

Im August hatte es bereits geheißen, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bis dahin 61.000 Vermittlungen von Terminen an Patienten hochgerechnet hatte. Bei einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr wäre das verschwindend gering. Einschätzungen aus Hamburg hatten diesen Trend bestätigt.

Nun hat die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (Deutschlands zweitgrößtes Flächenland und mutmaßlich von Landflucht der Ärzte betroffen) mitgeteilt: In den Monaten April, Mai und Juni seien über die Servicestelle knapp 7500 Termine an Patienten vermittelt worden. Davon seien rund 1400 Patienten aber nicht in der Praxis erschienen. Das sei für die Praxen und für viele Patienten, die ohne Terminservicestelle einen Termin suchen, nicht hinnehmbar, so die KV-Delegierten am Sonnabend.

"Ein Problem lösen, das es nicht gibt"

Also fordert die KV Niedersachsen die Abschaffung der Terminservicestelle. Mit hohem finanziellen und bürokratischen Aufwand werde im Gesundheitssystem eine weitere regulatorische Instanz aufrechterhalten, „die ein Problem lösen soll, das es gar nicht gibt.“ Die Terminservicestellen seien „kein Modell der Zukunft und gehören abgeschafft.“

Die Servicestellen zur Vermittlung von Facharztterminen war vom Gesundheitsministerium zu Jahresbeginn bundesweit eingeführt worden. Die deutsche Ärzteschaft hatte sich von Anfang an gegen die vom Gesetzgeber vorgegebene Einrichtung gewehrt. Seit dem 25. Januar können sich gesetzlich Versicherte bei den Terminservicestellen innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt beschaffen lassen. In Hamburg lautet die Telefonnummer der Terminservicestellen 040/555 538 30.