Seevetal . Polizei durchsuchte Hof in Seevetal, der das Hauptquartier der Rockerbande Mongols sein soll. Club-Boss zudem im Auto gestoppt.
Polizisten haben kurz vor der Hamburger Landesgrenze in Seevetal einen Hof durchsucht, den sie für das Clubheim der Rockerbande Mongols halten. Zeitgleich stoppten Beamte des Mobilen Einsatzkommandos den Wagen von Erkan U., dem Präsidenten des Hamburger Ablegers des 1969 in Kalifornien gegründeten Motorradclubs. Der Einsatz war durchgeführt worden, weil die Polizei Hinweise darauf hatte, dass Mitglieder der Mongols scharfe Schusswaffen besitzen. Es wurde aber nur eine Pistole gefunden: eine Kleinkaliberwaffe.
An der Winsener Straße in Harburg hatten Elite-Polizisten den Mercedes ML von Erkan U. gestoppt. Als der Mann nicht gleich so reagierte, wie es die Beamten verlangten, schlugen sie die Frontscheibe ein. Dann wurde der 36-Jährige aus dem Wagen geholt. Eine Waffe wurde nicht gefunden. Allerdings besteht der Verdacht, dass der Rocker-Boss unter Drogeneinfluss am Lenkrad des nach seinen Angaben fast 600 PS starken Autos saß. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen.
Am Großmoordamm stürmten rund 60, teilweise mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte den Hof, den die Rockerbande angemietet hat. Die dort angetroffenen Mongols mussten sich auf den Boden legen. Dann wurden sie, das Gehöft und ihre Fahrzeuge durchsucht. In einem der Wagen fanden die Polizisten die Kleinkaliberwaffe. Erst nach mehreren Stunden war der Einsatz beendet. Jetzt soll geklärt werden, wem die Waffe gehört. Ihn erwartet ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Erkan U. selbst ist, wie auch die anderen Mongols, wieder auf freiem Fuß. Andere Mitglieder der Rockerbande holten Erkan U. am frühen Montagmorgen am Polizeipräsidium ab. Später verbreitete der 36-Jährige frei übersetzt via Facebook: „Das ist das dritte Mal, dass die Cops versuchen mich zu f.....“
Nach Anzeige ins LKA-Visier geraten
Der türkischstämmige Mann war im April durch eine Anzeige wegen Bedrohung ins Visier des Milieudezernates (LKA 65) geraten, das sich um Rotlichtkriminalität kümmert. Eine junge Frau aus seinem Umfeld hatte ihn angezeigt. Demnach war sie mit einer Freundin in dem Haus gewesen, in dem Erkan U. wohnt. Es sei zum Streit gekommen, bei dem der Mann eine Waffe gezogen und die ehemalige Erotik-Darstellerin und Ex-Freundin einer Kiez-Größe im Flur bedroht haben soll. Zu dem Zeitpunkt, so hatte die Frau später ausgesagt, habe der Mann nach ihrem Eindruck unter Drogeneinfluss gestanden. Polizisten hatten daraufhin erstmals eine Waffe sichergestellt. Der Boss der Hamburger Mongols hatte eine andere Version des Vorfalls. Die Frau hätte ihn nach einer Vergewaltigung um Hilfe gebeten, sei beim Treffen mit ihm dann plötzlich und grundlos schreiend weggelaufen und hätte ihn bezichtigt, sie töten zu wollen. Erkan U. kam wieder auf freien Fuß und hatte „ein neues Spiel nach seinen Regeln“ angekündigt. Die Polizei hatte die Frau daraufhin in das Zeugenschutzprogramm genommen. Mittlerweile soll sie nicht mehr unter Polizeischutz stehen und sich im Ausland aufhalten.
Ende Juli kam es dann zu einer spektakulären Aktion im Hamburger Stadtteil Hoheluft. Dort hatten sich Polizisten per Hubschrauber auf das Dach des Wohnhauses absetzten lassen, in dessen Penthouse Erkan U. wohnt. Zeitgleich waren schwer bewaffnete Polizisten durch das Treppenhaus zur Wohnung gestürmt. Die Beamten platzten offenbar in eine kleinere Party, die in dem Penthouse stattfand. Bei der Aktion wurde erneut eine scharfe Schusswaffe und auch etwas Kokain sowie Bargeld gefunden. Für einen Haftbefehl hatte es nicht gereicht.
Erkan U. gilt als Boss der Deutschen Mongols
Erkan U., der den Spitznamen „Erkan Ex“ trägt, war der Polizei bislang im Zusammenhang mit Bordellbetrieben auf dem Kiez wegen Körperverletzungsdelikten bekannt. Mittlerweile gilt der Liebhaber schneller Autos als Boss der Deutschen Mongols, die in fünf Chapter, also Ortsgruppen, aufgeteilt sind. Der Hamburger Ableger wird seit Mai als Mother Chapter geführt. Darüber hinaus fällt Erkan U. durch harte Sprüche auf. „Wer dir dein Leben nimmt, dem nimm ich seine gesamte Sippe über zwei Generationen samt Kind und Kegel“ lautet wörtlich einer der Texte, die er verbreitet haben soll.
Die Polizei hält den Mann mit der Gesichtstätowierung „MFFM“, was für „Mongols forever – forever Mongols“ steht, jedenfalls für sehr gefährlich und unberechenbar.