Osterode. Niedersachsens Innenminister hat sich in Hamburg mit dem Filmstar getroffen. Land will mit umstrittenem Unternehmen weiter verhandeln.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bewertet den Einsatz des Schauspielers Til Schweiger für ein mögliches Flüchtlingsheim in Osterode im Harz als sehr konkret. Er habe Schweiger am Montag in Hamburg getroffen, sagte Pistorius am Dienstag in Hannover. Der Schauspieler plane, eine Stiftung für die Willkommenskultur für Flüchtlinge zu gründen. Als möglicher neuer Standort für eine Erstaufnahme sei dabei Osterode für ihn interessant. Der Minister bestätigte zugleich, dass das umstrittene Unternehmen „Princess of Finkenwerder“ nicht als Betreiber der möglichen Erstaufnahmeeinrichtung in Betracht komme.

„Ich habe den absolut glaubwürdigen Eindruck gewonnen, dass er sein Engagement sehr, sehr ernst meint“, sagte Pistorius einen Tag nach seinem Treffen mit Til Schweiger. Der Schauspieler hatte kürzlich angekündigt, „gemeinsam mit Freunden ein Musterwohnheim“ in Osterode aufzubauen.

Die Firma „Princess of Finkenwerder“ hatte Teile der ehemaligen Osteroder Rommel-Kaserne im vergangenen Jahr für 160.000 Euro erworben und ist seit Donnerstag vergangener Woche auch im Grundbuch als Besitzer eingetragen. Die Gespräche mit „Princess of Finkenwerder“-Geschäftsführer Wolfgang Koch über eine mögliche Nutzung der Osteroder Kaserne laufen seit dem Frühjahr.

Land will mit Koch weiter verhandeln

Die Verhandlungen über eine Anmietung des Areals durch das Land gingen weiter, sagte Pistorius. „Jetzt wird sich zeigen, ob wir mit Koch zusammenkommen“, sagte der Innenmininster. Die Kreditwürdigkeit Kochs wolle er nicht bewerten. Zuletzt hatten der NDR und „Die Welt“ Zweifel an der Bonität von „Princess of Finkenwerder“ geäußert. Der Geschäftsführer sei zudem verschuldet gewesen und habe mehrfach Ärger mit dem Gerichtsvollzieher gehabt. Nach NDR-Recherchen könnte es sich bei dem Unternehmen um eine sogenannte Briefkastenfirma handeln.

Nach Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe hatte zunächst die Bürgerinitiative „Für Osterode“ bezweifelt, dass die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in Osterode kurzfristig realisiert werden kann. „Eine schnelle und menschenwürdige Lösung für eine Erstaufnahmestelle in Osterode ist nach den aktuellen Erkenntnissen in weite Ferne gerückt“, sagte der Sprecher der Initiative, Bernd Hausmann, am Dienstag.

Nach den Worten von Pistorius haben die Aufnahmeeinrichtungen der Länder ihre Kapazität längst überschritten. In den niedersächsischen Erstaufnahmen in Bramsche, Braunschweig, Osnabrück und Friedland sind mittlerweile mehr als 8.000 Flüchtlinge untergebracht. Sie sind aber nur für rund 5.000 Menschen ausgelegt.