Cranz/Jork/Steinkirchen. In Jork wird an diesem Wochenende das Blütenfest zelebriert und eine neue Königin gekrönt. Mit dabei auch ein bizarres Naturschauspiel.

Das Alte Land ist in diesen Wochen im Ausnahmezustand. Wer morgens durch die Obstplantagen spaziert oder radelt, erlebt den zarten Duft Abermillionen aufbrechender Blüten in einem Meer aus Weiß und Zartrosa. Eine Ode an die Sinne, egal ob vom Elbdeich aus gesehen oder direkt in den weiten Obstbauanlagen, egal ob bei Sonnenschein oder vor spektakulären bleigrauen Gewitterwolken. „In voller Blüte stehen bereits die Kirschen, Birnen und Pflaumen, und wenn die Temperaturen nach den frostklaren Nächten der vergangenen Woche jetzt ansteigen, öffnen sich in den nächsten Tagen auch die Apfelblüten in voller Pracht“, so Matthias Görgens vom Obstbauzentrum Esteburg in Jork.

Beim Frostalarm in dieser Woche inszenierten die Altländer Obstbauern wieder ein bizarres Naturschauspiel als technische Rettung ihrer Ernte: Fällt die Temperatur in diesen Frühlingstagen in den Minusbereich, wird das weit verzweigte Beregnungssystem in den Obstbauanlagen eingesetzt. Die Blüten werden so in eine hauchfeine Eisschicht eingehüllt. Was paradox scheint, ist das Geheimnis der sogenannten Kristallisationsenergie des Wassers. Dieses physikalische Phänomen sorgt für Erstarrungswärme und somit für die Rettung der Blüten vor Frostschäden, erklärt Görgens, stellvertretender Leiter des Obstbauzentrums. So können die zur Blütezeit erwarteten Touristen und Einheimischen nicht nur die Blütenpracht erleben, sondern im Sommer und Herbst auch das erntefrische Obst genießen. An der Niederelbe zwischen Hamburg und Freiburg machen die rosa Apfelblüten an 89,5 Prozent aller Obstbäume das Gros aus. Kirschbäume haben einen Anteil von 4,9 Prozent, Birnen 3,2 und Pflaumen 2,3 Prozent im Obstanbau der Region. Diese Aufteilung des Obstartenverhältnisses ergab die jüngste Baumobsterhebung der Esteburg und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen 2012.

„Nach der absoluten Rekordernte im vergangenen Jahr rechnen wir nun mit einer guten Ernte. Die Obstbäume blühen nach so gewaltigen Erträgen im Folgejahr etwas schwächer, ein natürlicher Prozess“, sagt der Obstbauexperte. In etwa vier Wochen seien genauere Prognosen zu den Fruchtansätzen möglich. Bis dahin wären mildere Temperaturen und mäßige Feuchtigkeit ideal, damit die Bienen ihre Bestäubungsarbeit leisten können, so Görgens.

Mehrere Zehntausend Gäste werden am Wochenende in Jork erwartet

Pünktlich zum Blütenfest in Jork, immer am ersten Maiwochenende, präsentiert sich das Alte Land mit seinen schmucken Fachwerkhäusern und dem Blütenmeer besonders attraktiv. Mehrere Zehntausend Gäste werden am Wochenende in Jork erwartet, wenn bei dem Volksfest mit Trachten, Tanz und Musik zum 35. Mal am Sonnabend um 13 Uhr auch die neue Blütenkönigin gekrönt wird. An wen die amtierende Majestät Sandra Müller ihr Amt samt Altländer Brauttracht mit dem kostbaren Filigranschmuck und dem „Flunk-Kranz“ voller Blüten weitergeben wird, ist bis zur Krönung das größte Geheimnis im Alten Land.

„Danach startet gegen 14.30 Uhr der große Blütenkorso mit den Majestäten, Musikzügen, Vereinen und Verbänden durch Jork“, sagt Sandra Wohrow, stellvertretende Geschäftsführerin des Tourismusvereins Altes Land, der gemeinsam mit der Jorker Werbegemeinschaft das Gelingen der anstehenden Festtage mit einem umfangreichen Bühnenprogramm, vielen Trachtentanzgruppen oder dem Konzert mit großem Feuerwerk organisiert.

Wer möglichst alle Facetten des Alten Landes und der Urlaubsregion zwischen Geest und Elbe erkunden und erleben möchte, findet in der neuen, handlichen Freizeitkarte, die der Tourismusverband Landkreis Stade/Elbe kostenlos anbietet, ein ideales Kursbuch. Das praktische A5-Format ist randvoll mit Tipps zu Sehenswürdigkeiten, interessanten Veranstaltungen für die ganze Familie und Serviceempfehlungen. „Damit lassen sich – auch für Busunternehmen oder Reiseveranstalter – Ausflüge, Landerlebnisse, Museumsbesuche, Radtouren oder Schiffstörns optimal planen“, sagt Bianka ­Zydek, Geschäftsführerin des Tou­ris­mus­verbandes. Gästeführungen zwischen Hamburg und Kehdingen, Naturkiekerfahrten oder Moor-Exkursionen sind darin ebenso zu finden wie Kunst- und Kulturangebote.

Ausführliche Informationen zum Obstparadies vor den Toren Hamburgs geben der Tourismusverein Altes Land in Jork, Osterjork 10, sowie der Tourismusverband Landkreis Stade/Elbe in Grünendeich, Kirchenstieg 30, direkt.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter:

www.urlaubsregion-altesland.de www.mein-altes-land.de