Wusste der Ex-Bundespräsident von den dubiosen Urlaubsreisen seines ehemaligen Sprechers Olaf Glaeseker? Wulffs Ex-Frau Christiane widerspricht vor Gericht den Aussagen ihres Mannes: „Er muss es gewusst haben.“
Hannover. Die Ex-Frau des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff hat im Korruptionsprozess gegen dessen Ex-Sprecher Olaf Glaeseker den Aussagen ihres Ex-Mannes widersprochen. „Er muss es gewusst haben, weil er mir über Herrn Glaeseker noch ein Schreiben übermittelt hat“, sagte Christiane Wulff am Freitag im Landgericht Hannover auf die Frage, ob Wulff von den Reisen Glaesekers zum mitangeklagten Partymanager Manfred Schmidt gewusst habe. Glaeseker habe es ihr kurz darauf im Urlaub ausgehändigt.
Auch im Trennungsgespräch mit ihrem Ex-Mann habe sie in Glaesekers Gegenwart eine entsprechende Urlaubs-Einladung Schmidts erwähnt und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie diese annehmen werde: „Deshalb gehe ich auch davon aus, dass er davon wusste.“ Christiane Wulff hat mindestens zweimal auf Einladung Schmidts auf dessen spanischer Finca übernachtet und beim dritten Urlaub mit den Glaesekers einen Tagesausflug dorthin gemacht.
Wulff hatte 2012 bei der Staatsanwaltschaft erklärt, nichts von den Besuchen in Spanien und Frankreich sowie Glaesekers Freundschaft mit Schmidt und dessen Besuchen bei ihm gewusst zu haben. Auf eine nachdrückliche Frage der Richterin, ob ihr Ex-Mann vom gemeinsamen Urlaub mit den Glaesekers wusste, antwortete Christiane Wulff: „Davon gehe ich aus, ja.“ Auch die gemeinsame Tochter, die mit im Urlaub war, habe ja per Handy steten Kontakt zum Vater gehabt.
Wulff für den 10. Februar als Zeuge im Glaeseker-Prozess geladen. Zwei Wochen später soll auch der derzeitige EU-Energiekommissar Günther Oettinger aussagen. Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und Wulff waren Schirmherren des Nord-Süd-Dialogs, der im Zentrum des Prozesses steht. Einen Tag später ist die ehemalige Tagesthemen-Moderatorin und TV-Talkerin Sabine Christiansen als Zeugin geladen. Von der Befragung erhofft sich das Landgericht Informationen zum Nord-Süd-Dialog, der von 2007 bis 2009 veranstaltet wurde. Geklärt werden soll auch, wie nahe sich Glaeseker und Schmidt stehen. Sie hatten die Einladungen mit ihrer Freundschaft erklärt.
Christiane Wulff meinte dazu: „Sie sind sehr freundschaftlich miteinander umgegangen.“ Schmidt habe dem Wein-Fan Glaeseker sogar den Zugang zum Weinkeller gestattet. Glaeseker soll Schmidt bei der Sponsorensuche für die Promi-Party geholfen und dafür Gratis-Urlaube plus Flüge erhalten haben – Streitwert rund 12 000 Euro. Dem Ex-Sprecher wird Bestechlichkeit vorgeworfen, Schmidt muss sich wegen Bestechung verantworten. Ein früherer Mitarbeiter des Party-Managers beschrieb ihn als großzügigen Gastgeber, der stets Freunde auf seiner spanischen Finca um sich hatte. Der ihm freundschaftlich verbundene Glaeseker und seine Frau seien dort zweimal jährlich gewesen.
Eine Hausangestellte beschrieb den Standard von Schmidts Wohnungen in Südfrankreich als komfortabel. Christiane Wulff meinte vor Gericht, dass die eineinhalb Autostunden entfernte spanische Finca dagegen zunehmend vernachlässigt wirkte, je mehr sich Schmidts Lebensmittelpunkt nach Frankreich verschoben hätte. „Aber wenn man Gast ist, beschwert man sich ja nicht“, sagte sie.
Glaeseker äußerte sich am Rande seines Prozesses nicht zu einer am Vortag überraschend erlassenen Vorladung als Zeuge im Prozess gegen den Ex-Staatschef Christian Wulff. Dessen Prozess steht allerdings nicht im Zusammenhang mit Glaesekers Verfahren.