Vor einem Jahr wurde das Designer Outlet bei Soltau eröffnet. Manche sahen darin eine Gefahr für den Einzelhandel, andere eine Chance für die Region. Bislang scheint es mehr Gewinner zu geben.

Soltau. Ein sonniger Donnerstagvormittag, rund 200 Autos stehen auf dem Parkplatz des Outlets direkt an der Autobahn A7. In der nur wenige Kilometer entfernten Innenstadt von Soltau flanieren die Menschen durch die Fußgängerzone, tragen Einkaufstüten oder essen Eis. Wie im Outlet draußen nicht gerade brechend voll, aber auch kein einziges Schild: „Zu vermieten“. Vor genau einem Jahr hat das „Designer Outlet Soltau“ – kurz DOS – seine Pforten geöffnet. Die von einigen befürchteten katastrophalen Folgen für das Stadtzentrum sind bislang ausgeblieben.

„Das Chaos, das viele befürchtet hatten, ist nicht eingetreten“, bestätigt Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf (SPD). „Für den Arbeitsmarkt ist das eine ganz positive Geschichte. Die Gastronomie ist zufrieden. Das Factory Outlet ist ein Glücksgriff für die Stadt.“

Rund 400 Menschen haben im Outlet Center Arbeit gefunden. Auch nach einem Jahr sind keine negativen Folgen des Outlets für den Arbeitsmarkt zu erkennen. „Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, aber es gab definitiv einen positiven Effekt“, bestätigt Marc Seemann, Pressesprecher der für Soltau zuständigen Agentur für Arbeit in Celle. Eindeutig seien zusätzliche Arbeitsplätze entstanden.

„Wir sind derzeit mit der Entwicklung des Centers sehr zufrieden“, sagt DOS-Marketingleiter Christian Antholz. Der Vermietungsgrad liege bei über 90 Prozent. Bis zum Jahresende seien weitere Shop-Eröffnungen geplant. Zur Jubiläumsfeier am 6. September sollen genaue Zahlen vorgelegt werden. Antholz betont die Auswirkungen auf die ganze Region: Das DOS arbeite eng mit der Stadt und mehr als 200 Tourismus-Partnern wie dem Heide-Park und den Hoteliers der Region zusammen. „Ziel ist es, gemeinsam die Stadt Soltau und die Lüneburger Heide als Tourismusregion weiter voranzubringen und erfolgreich zu sein“, sagt der Manager. Dabei komme fast jeder vierte DOS-Besucher aus Gebieten außerhalb Niedersachsens und Hamburgs.

Auch in den Geschäften des Outlets äußern sich die Mitarbeiter unterm Strich eher positiv. „Das passt“, sagt der Verkäufer im Geschäft mit Koffern und Taschen zum Umsatz. „Sommer ist gut, Ferienzeit war gut, Wochenende ist gut“, heißt es im Sportmodengeschäft auf der anderen Seite. Etwas zurückhaltender sieht es die Chefin eines Shops für Nobelmode: „Alles in allem durchwachsen. Es gibt gute Tage, es gibt schlechte Tage.“

Im Stadtzentrum von Soltau hatte sich manch Einzelhändler erhebliche Sorgen gemacht. Jahrelang hat auch Detlev Scholle gegen das Outlet gekämpft. Der Besitzer eines Geschäfts für Herrenmode sieht es noch immer kritisch. „Das hat auf jeden Fall einen Einbruch gebracht, die Besucherfrequenz der Fußgängerzone ist deutlich gesunken.“ Die Vielfalt der Inhaber-geführten Geschäfte nehme weiter ab. Doch auch Scholle sieht Positives: „Wir haben bislang keinen Leerstand.“ Bekleidungsgeschäfte hätten mehr gelitten als etwa die Gastronomie. Das Damen-Konfektionsgeschäft gegenüber etwa habe vier Monate nach Eröffnung des Outlets geschlossen. Auch das Damenmode-Geschäft um die Ecke schließe nun nach 25 Jahren. „Bald bekommen Sie in der Innenstadt von Soltau keine klassische Damenbekleidung mehr.“

„Der Handel hat bundesweit Strukturprobleme“, sagt Hans-Jürgen Lange, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe in Soltau. Es gebe immer größere Läden, immer mehr Filialbetriebe, die immer höhere Mieten zahlen könnten, erklärt der Besitzer eines Sportfachgeschäfts in der Fußgängerzone. Auch der zunehmende Internethandel spiele eine Rolle. „Bei uns kommt das Outlet da erschwerend hinzu. Wir sind im Gespräch mit dem Outlet-Center, wie wir besser voneinander profitieren können.“

Verhaltener Optimismus herrscht nach einem Jahr Factory Outlet nebenan im Eis-Café Venezia, es läuft nicht schlecht: „Mal so, mal so. Ist vielleicht sogar ein bisschen besser geworden.“