Am Donnerstag feiert das Designer Outlet Eröffnung. Mit Markenklamotten zu Sonderpreisen lockt es Kunden. Im Vorfeld war es umstritten.

Neumünster. Ein neues Einkaufszentrum platziert sich am Donnerstag auf dem schleswig-holsteinischen Markt: Das Designer Outlet Neumünster (DOC) feiert seine Eröffnung. „Das wird ein absolutes Schnäppchenparadies“, sagt Thomas Immelmann, Länder-Manager der Eigentümerfirma McArthurGlen. Auf zunächst rund 15 000 Quadratmetern bieten knapp 70 Geschäfte ihre Waren an – „mit Preisnachlässen von 30 bis 70 Prozent“. Dies sei möglich, weil Hersteller ihre Produkte in dem Outlet direkt verkaufen könnten, so Immelmann. Oft sei es Ware aus der Vorsaison, Überproduktion oder Musterkollektionen.

Die Neuansiedlung war im Vorfeld in der Region heftig umstritten. In umliegenden Städten und Kommunen fürchtete man, dass dadurch Kaufkraft in den Innenstädten abgezogen wird. Bis vor Gericht ging der Streit. Kurz vor der Eröffnung hielt Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) dagegen, dass das DOC „auf ein Angebot im Premium-Segment abzielt, für das es einen ungleich größeren Einzugsbereich gibt und das in den umliegenden Städten kaum vertreten ist“.

Die Betreiberfirma erwartet im ersten Jahr rund eine Million Kunden im DOC. Perspektivisch könnten es vier Millionen werden. Die Lage sei ideal. „Mit Hamburg liegt eine große, wohlhabende Stadt und auch eine der modebewusstesten Städte Deutschlands vor der Haustür“, betont Immelmann. Neumünster liege in einer attraktiven touristischen Region mit in- und ausländischen Urlaubern. Weiterer Pluspunkt: Man sei nahe der Autobahn 7 dicht an der Hauptroute zwischen Skandinavien und Deutschland. „Und in Skandinavien ist das Thema Outlet und Einzelhandel noch gar nicht erschlossen“, sagt Immelmann.

Zu genauen Umsatz- und Gewinnerwartungen wollte er sich nicht äußern, nur: „Wir gehen von Umsätzen im hohen zweistelligen Millionen-Bereich im ersten Jahr aus.“ Wie sich das DOC für die Kaufleute in der Region auswirken wird, ist nach Ansicht von Dierk Böckenholt, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nord, „ein Blick in die Glaskugel“. „Wir müssen das jetzt abwarten und sehen, wie sich die Kaufleute behaupten. Es gibt aber keinen Grund, in Panik zu verfallen“, sagt er.

Kaufleute mit ähnlichen Waren wie im Outlet hätten es sicher schwerer als andere. Sie könnten auf die dortigen Preisen kaum eingehen, aber das Outlet-Angebot unterscheide sich etwas vom Ansatz und Sortiment von übrigen Läden. Ob das auch eingehalten werde, solle durch ein Monitoring überwacht werden.

Böckenholt betonte, die Hauptausrichtung des Einkaufszentrum ziele ohnehin nach Hamburg. „Insofern ist Schleswig-Holstein vermutlich nicht so stark betroffen.“ Dem Verbandschef bereitet aber die gesamte Entwicklung zur Ansiedlung von Einkaufszentren Sorgen. „Wir haben in Schleswig-Holstein schon jetzt eine unglaublich hohe Dichte an Verkaufsfläche“, mahnt er. Im Norden liege sie bei 2,4 Quadratmetern pro Einwohner, bundesweit bei 1,45 Quadratmetern pro Einwohner.

In naher Zukunft würden durch mehrere Großprojekte noch rund 250 000 Quadratmeter im Norden hinzukommen, sagt Böckenholt. „Es könnte dann einige ’Dickschiffe’ geben, die einen Großteil der Kaufkraft abschöpfen.“ Diese sei aber allein durch die geografische Lage Schleswig-Holsteins begrenzt. Wenn das Wachstum der Kaufkraft nicht mit dem der Verkaufsfläche Schritt halte, „führt das unweigerlich zum Kannibalismus.“ Der Handel in kleinen und mittleren Städten sei bedroht, mahnt Böckholt.