Anfang des Jahres sorgte der Goldkeks-Raub bei der Firma Bahlsen für Schlagzeilen. Die Spuren der Entführung am Leibniz-Keks werden gerade in der Künstlerkolonie Worpswede beseitigt.

Worpswede. Die Restauratorin atmet noch einmal tief durch. Dann legt sie mit ruhiger Hand das erste Blättchen auf den Bronzekörper und streichelt es sanft mit dem Pinsel. Stück für Stück verschwindet unter einer Haut aus Gold. Die Worpswederin Sonja Toeppe verhilft dem Wahrzeichen der Firma Bahlsen zu altem Glanz. Anfang Juli soll der Goldkeks wieder die Jugendstilfassade des Bahlsen-Stammhauses zieren.

Der Goldkeks war Ende Januar dieses Jahres von Unbekannten aus rund acht Metern Höhe gestohlen worden und ein paar Wochen später ramponiert am Pferdedenkmal vor der Hannoveraner Leibniz Universität wieder aufgetaucht. Zu dem Diebstahl hatten sich die bis heute nicht ermittelten „Krümelmonster“ bekannt.

Die Entführung hinterließ Spuren an dem 50 mal 40 Zentimeter großen und über 20 Kilo schweren Metallobjekt. „Er war sehr verwölbt. Man konnte eine Hand unter den Keks schieben“, sagt Toeppe. Zudem wies die Oberfläche Kratzer auf. „Wir vermuten, dass der Keks aus großer Höhe heruntergefallen ist“, ergänzt die Bahlsen-Pressesprecherin Bianca Milz. Aber auch die Witterung habe ihre Spuren an dem 100 Jahre alten Schmuckstück hinterlassen.

Bevor der Keks in Toeppes lichtdurchfluteter Restaurationswerkstatt landete, wurde er in der nahe gelegenen Bronzegießerei von Lothar Rieke repariert. „Rieke hat den Keks geglättet und eine Form erstellt“, sagt Milz. So könne notfalls eine Kopie des Kekses gegossen werden. Der Goldkeks ist kein exaktes Abbild der essbaren, in über 80 Länder exportierten Ausgabe. Er hat nur 34 statt der seit Produktionsbeginn 1891 üblichen 52 Zähne.

Der Keks-Auftrag ist ein besonderer

Toeppe entfernte die alte, verwitterte Vergoldung mit Aceton. Die freigelegte Bronze bestrich sie mit „Anlegeöl“, einer Art Kleber. Auf das Öl legte sie die hauchzarten, acht mal acht Zentimeter großen Blattgoldplättchen. „Die darf man nicht mit der Hand anfassen. Das Gold zerbröselt zwischen den Fingern.“ Der zerfranste Zwischenanblick schreckte Toeppe nicht.

„Es macht gar nichts, wenn es so ein bisschen krisselig ist. Nach einem Tag Trocknen poliere ich es mit dem Flies.“ Für die 46-Jährige ist der Goldkeks ein besonderer Auftrag. Gewöhnlich restauriert sie Gemälde und Skulpturen für Museen und Privatpersonen. „Es macht mich stolz, dass ich in dem Prozess dabei sein darf.“

Der Auftrag für die Verjüngungskur sei nicht zufällig nach Worpswede gegangen, so Milz. Die Bande zwischen Bahlsen und dem Künstlerdorf reichten gut 100 Jahre zurück. Die Kinder des Firmengründers Hermann Bahlsen verbrachten viel Zeit in dem Künstlerdorf. Und Bahlsen plante zusammen mit dem Worpsweder Architekten und Künstler Bernhard Hoetger eine eigene Stadt für die Belegschaft der Keksfabrik. Um weiteren Diebstählen vorzubeugen, wird die Bahlsen-Fassade von 1911 künftig von Kameras überwacht.