Die Gruppe „Besseres Hannover” war in der Vergangenheit mehrfach durch ausländerfeindliche Aktionen wie Drohmails aufgefallen.
Hannover. Polizeibeamte haben am Dienstag Wohnungen von Mitgliedern des rechtsextremen Vereins „Besseres Hannover“ durchsucht. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) und Hannovers Polizeipräsident Axel Brockmann wollen am Mittag in einer Pressekonferenz über den Einsatz gegen die neonazistische Gruppe informieren. Die Gruppe war in der Vergangenheit mehrfach durch ausländerfeindliche Aktionen aufgefallen.
Nach einer Drohmail an Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) folgten mehrere ausländerfeindliche Videos. Zudem verteilte die Gruppe rechtslastige Zeitschriften in großer Zahl vor Schulen. Mitglieder von ”Besseres Hannover” drangsalierten weiterhin, in einem Bärenkostüm verkleidet, mehrere Ausländer und zeigten vor einem Döner-Imbiss den Hitler-Gruß.
Die Neonazi-Gruppe verbreitet Propaganda vor allem über das Internet, hier bezeichnet sie sich als „Nationale Widerstandsbewegung“. Gegen mehrere Mitglieder ermittelte auch die Staatsanwaltschaft.
Die Gruppierung ist ein Beispiel für den Wandel in der rechtsextremen Szene weg von Parteien und Kameradschaften hin zu lockeren aktionsorientierten Bündnissen. Der seit 2008 aktiven Gruppierung gehören nach Einschätzung der Polizei wenige Dutzend Menschen aus Hannover und Umgebung an, die mit spektakulären Aktionen Aufmerksamkeit weit über die Grenzen Niedersachsens erzielen. Aktionsbündnisse wie „Besseres Hannover“ sind anders als früher eher regional verwurzelte Neonazi-Gruppen bundesweit vernetzt und setzen auf Propaganda im Internet.
Rechtsextremisten nutzen mit dem Internet eine Verbreitungsplattform, die ihnen früher nicht zur Verfügung stand. Oft recht professionell gestaltete Inhalte sind für ein Millionenpublikum verfügbar, was nach Einschätzung des Verfassungsschutzes eine Radikalisierungsgefahr vor allem für junge Menschen birgt.