Zahl der abgeschlossenen Verträge geht zurück. Handelskammer spricht von Trendwende und ruft die Betriebe zur Qualitätsoffensive auf.

Hannover. Niedersachsens Betriebe haben zunehmend Probleme, junge Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen. Zu Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August verringerte sich die Zahl der Lehrverträge gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent auf 25.198, teilte der Industrie- und Handelskammertag (NIHK) am Mittwoch in einer Erklärung mit. 2011 waren es noch 25.896 Lehrverträge. „Die jetzt festzustellenden Rückgänge bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen sind vermutlich erst der Anfang“, betonte der bildungspolitische NIHK-Sprecher Volker Linde.

+++Zum Ausbildungsbeginn: Mehr Lehrstellen als im Vorjahr+++

+++Duales Studium oder Ausbildung - beste Chancen für junge Leute+++

Als Antwort auf Probleme bei der Lehrstellenbesetzung forderte er eine Qualitätsoffensive in der Ausbildung. „Wir stehen vor einer Trendwende“, sagte er. „Wir hatten bis 2011 einen Rekord nach dem anderen bei den Lehrstellen zu vermelden, aber diese komfortable Situation ist dieses Jahr nicht mehr da.“ Er rief in vielen Betrieben zu einem Umdenkprozess auf. Vor allem in der Hotellerie, der Gastronomie und Logistik, aber auch im Handel gebe es Probleme, Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen. Selbst der doppelte Abiturjahrgang und der Wegfall der Wehrpflicht hätten nicht für die gewünschte Entlastung auf dem Ausbildungsmarkt gesorgt.

Die betrieblich Ausbildung hat im Vergleich zum Studium zudem an Attraktivität eingebüßt. Linde: „Darauf muss die Wirtschaft reagieren. Der Zug fährt sonst ab.“ Eine kürzliche Befragung von Auszubildenden ergab, dass vor allem Anerkennung, Wertschätzung und gute Wissensvermittlung gefragt seien. Vielen Schulabgängern sei zudem unbekannt, dass Niedersachsens Hochschulrecht ein Studium auch mit einer dreijährigen Berufstätigkeit nach der Ausbildung erlaube.