Seit Jahren richten Metalldiebe großen Schaden an. Selbst Markierungen mit künstlicher DNA helfen nur begrenzt.

Hannover. Manchmal muss man über Diebe schmunzeln. Rund 50 Metall-Pfosten eines Wildzauns haben Unbekannte im Mai bei Rittmarshausen im Kreis Göttingen gestohlen – aber nur jeden zweiten, damit der Zaun nicht umkippt. Meist gehen Metalldiebe in Niedersachsen allerdings weniger rücksichtsvoll vor. Im November legten sie in einem Recycling-Betrieb in Nesselröden (Kreis Göttingen) Feuer, um Einbruchspuren zu verwischen. Der Schaden: Rund 200 000 Euro.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, die Fallzahlen stagnieren laut Landeskriminalamt (LKA) auf hohem Niveau. Das LKA unterscheidet zwischen Gelegenheitstätern, die zum Beispiel an unbewachten Baustellen spontan zuschlagen, und organisierten Gruppen. Letztere spionieren Tatorte gründlich aus und planen ihre Coups professionell.

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Anders lässt sich der Wildzaun-Diebstahl kaum erklären, immerhin maß jeder einzelne der Pfosten 2,20 Meter. Nicht gerade handlich war auch die Beute, die Unbekannte im April in Hildesheim machten. In einer Nacht stahlen sie 36 Gullydeckel mit einem Gesamtgewicht von fast eineinhalb Tonnen – und einem Wert von rund 10 000 Euro.

Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) schwanken die Preise für Buntmetall zwar stark, sind aber seit Jahren extrem hoch. Tagesaktuell lassen sie sich im Internet recherchieren. Zwischen 3500 und 6300 Euro bieten Schrotthändler derzeit für eine Tonne Kupfer, je nach Qualität.

Ob Katalysatoren, Dachrinnen oder eine Statue des Heiligen Franziskus – was sich zu Geld machen lässt, wird gestohlen. Meist kauften Schrotthändler in Deutschland die Beute auf, sagt Thorsten Völlmecke, Sprecher der Bundespolizei-Direktion Hannover. Deswegen seien Präventionsbeamte im Einsatz, um die Händler aufzuklären. „Wir machen ihnen klar, dass das Hehlerware ist, und dass sie sich selbst strafbar machen“, erklärt Völlmecke. Die Gewinnspannen seien aber so groß, dass Metalldiebe ihre Beute trotzdem noch los würden.

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BDSV-Geschäftsführer Ulrich Leuning wehrt sich gegen die Vorwürfe. Es sei inzwischen üblich, eine Kopie des Ausweises der Zulieferer zu verlangen. „Und ein Dieb würde niemals seinen Ausweis zeigen.“ Nach Leunings Angaben werden Schrotthändler immer öfter selbst zu Opfern. Lastwagenweise verschwänden Bestände und würden ins Ausland gebracht.

Besonders schwer trifft es aber die Bahn. Bundesweit zählte der Konzern im vergangenen Jahr mehr als 3000 Delikte, über 50 Prozent mehr als 2010. Den Schaden beziffert die Bahn auf 15 Millionen Euro - Reparaturkosten nicht mitgerechnet. Anfang Mai ging auf der Regionalstrecke von Hannover Richtung Lüneburger Heide stundenlang nicht mehr, weil Diebe auf einer Länge von zwei Kilometern Dutzende von Kabeln abmontiert hatten.

Das Unternehmen wehrt sich. Sicherheitsleute gehen auf Bahnhöfen und an Gleisen Streife, Lokführer melden, wenn ihnen etwas auffällt. Die Bahn markiert nach eigenen Angaben sogar Metallteile mit künstlicher DNA – so soll Diebesgut identifizierbar bleiben.

Beamte der Bundespolizei versuchen mit Hubschraubern und Wärmebildkameras, den Metalldieben das Handwerk zu legen. Trotzdem zählten sie im ersten Quartal 2012 schon wieder 44 Fälle in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Zwar erwische man „den einen oder anderen“, sagt Sprecher Thorsten Völlmecke. „Aber die Zahl ist konstant hoch.“