Rostock. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stellte am Mittwoch in Rostock eine Bilanz ihrer Einsätze für 2017 vor.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat in den ersten zehn Monaten dieses Jahres auf Nord- und Ostsee 58 Menschen aus akuter Seenot gerettet. Dies waren fünf mehr als im Vorjahreszeitraum, sagte DGzRS-Vorstand Gerhard Harder am Mittwoch in Rostock. Zusätzlich seien 419 Menschen aus drohender Gefahr befreit und 375 kranke oder verletzte Menschen von Schiffen oder Inseln zum Festland transportiert worden. 59 Mal konnten die Seenotretter Schiffe vor dem Totalverlust bewahren. „Wir fahren dann raus, wenn andere reinkommen“, erinnerte Harder an den gefährlichen Auftrag der Mannschaften.

Für die DGzRS arbeiten rund 180 festangestellte Mitarbeiter und 800 Freiwillige. Sie waren bis Oktober zu insgesamt 1901 Einsätzen auf hoher See unterwegs. Dazu kamen mehr als 2200 Kontrollfahrten, bei denen neben dem Revier auch die eigene Technik überprüft wurde. „Alle paar Tage üben und überprüfen wir alles, was bei jedem Wetter funktionieren muss“, sagte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey.

Neues Seenotrettungsboot "Nimanoa" getauft

Ebenfalls am Mittwoch wurde ein auf der Rostocker Werft Tamsen Maritim gebautes Seenotrettungsboot auf den Namen „Nimanoa“ getauft. Mit diesem Namen sei ein Ehepaar gewürdigt worden, dessen Nachlass den Neubau ermöglicht hatte, sagte Harder. Die Segeljacht der beiden Hochseesegler habe ebenfalls diesen Namen getragen. „Nimanoa“ ist eine Sagengestalt der mikronesischen Mythologie, die Reisende auf See stets sicher zu ihrem Ziel navigieren lässt.

Taufpatin war die NDR-Moderatorin und ehrenamtliche „Bootschafterin“ Heike Götz. Ihr Nachfolger in diesem Amt wird im kommenden Jahr der Schauspieler Till Demtrøder sein, der durch seine Rolle in der ARD-Serie „Großstadtrevier“ bekannt wurde.

Bei der anschließenden Ausfahrt der „Nimanoa“, das noch in der Erprobung ist und nicht für den Einsatz bereit steht, gab es eine kleine Motorpanne, wie Stipeldey sagte. Das Boot musste von einem anderen Seenotrettungsboot an den Haken genommen und zur Werft geschleppt werden. Die „Nimanoa“ soll im schleswig-holsteinischen Damp stationiert werden.

60 Seenotkreuzer und -boote unterhält die DGzRS - 20 große Rettungskreuzer und 40 Boote der sogenannten 9,5-/10,1-Meter-Klasse wie die „Nimanoa“. Sie könnten auch in anspruchsvollen Flachwassergebieten ihre Aufgaben erfüllen.

Die Schiffe halten durchschnittlich 30 Jahre

Um stets die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, müssten regelmäßig neue Einheiten gebaut werden, betonte Harder. Bei einer durchschnittlichen Lebenszeit von 30 Jahren müssten pro Jahr zwei neue Schiffe gebaut werden und in Einsatz kommen.

Die Seenotretter können immer wieder von dramatischen Einsätzen berichten: So musste die Stralsunder Mannschaft Mitte Juni gleich vier Mal innerhalb von zwölf Stunden zum Einsatz: Bei stürmischem Westwind der Stärke 8 kamen sie einem manövrierunfähigen kleinen Segelboot zu Hilfe. Einer der beiden Segler war total entkräftet, der andere seekrank. Wenige Tage zuvor war vor Peenemünde ein Katamaran in einem Gewittersturm gekentert. Die drei Mann Besatzung und ihr Hund harrten zwölf Stunden auf dem Boot aus, bevor die Seenotretter sie retten