Rostock. Zur 27. Hanse Sail im Rostocker Seehafen sind 190 Traditionssegler angemeldet. Doch das jährliche Treffen scheint bedroht zu sein.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat am Donnerstag in Rostock die 27. Hanse Sail eröffnet, das Treffen von Traditionsseglern und Museumschiffen. Dazu schlug sie gemeinsam mit Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) eine Schiffsglocke an. Die Sail sei eine gute Gelegenheit zu zeigen, wie gut die wirtschaftliche Entwicklung sei und was die Menschen im Land gemeinsam erreicht hätten, sagte Schwesig.
Zu der viertägigen Veranstaltung haben sich rund 190 Schiffe angemeldet, die teils älter als 100 Jahre sind. Mit den russischen Seglern „Sedov“, „Krusenstern“ und „Mir“ sind die drei größten Traditionsschiffe der Welt dabei. Einer der Stars der Sail ist der 25 Meter lange Kutter „Nordlys“. Er wurde 1873 gebaut und läuft nach Angaben von Hanse-Sail-Chef Holger Bellgardt als einziger Teilnehmer ohne Zusatzmotor ein.
Begleitet wird die Veranstaltung von Sorgen um die Traditionsschifffahrt. Hintergrund ist eine geplante Verordnung des Bundesverkehrsministeriums, mit der die Sicherheit an Bord der Schiffe erhöht werden soll. Der Vorsitzende des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe (GSHW), Jan-Matthias Westermann, kritisierte, dass die Sicherheitsstandards der teils mehr als 100 Jahre alten Schiffe an die Maßstäbe der Berufsschifffahrt angepasst werden sollen.
Schwesig: Zu viel bürokratische Hürden für Vereine
„Die Mehrzahl der Schiffe wird durch ehrenamtlich getragene Initiativen und Vereine betrieben“, sagte Schwesig. Sie verstehe, dass die Bundesregierung Maßnahmen ergreife, um die Sicherheit an Bord und auf dem Meer zu gewährleisten. Aber den Vereinen würden zu viele bürokratische Hürden auferlegt. „Ich sage zu: Die Landesregierung wird auch in Zukunft auf der Seite der Traditionsschiffe und ihrer Besatzungen stehen.“
In der Verordnung sollen neben baulichen Veränderungen auch die Ausbildung des meist ehrenamtlich arbeitenden Personals erweitert werden, sagte Westermann. Die Veränderungen seien für Eigner mit so hohen Kosten verbunden, dass befürchtet werde, viele müssten ihr kostspieliges Hobby aufgeben. „Das maritime Erbe ist in großer Gefahr“, sagte Westermann. 70 Prozent der 110 Traditionsschiffe unter deutscher Flagge könnten bedroht sein.
Die Organisatoren erwarten bis Sonntag rund eine Million Besucher. Die meisten Schiffe bieten die Gelegenheit zum Mitsegeln, insgesamt stehen 30 000 Plätze zur Verfügung.
Die Hanse Sail ist das größte Fest in Mecklenburg-Vorpommern. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass dadurch in der Region ein Umsatz von rund 50 Millionen Euro generiert wird. Dazu gehörten auch die Umsätze in den Buden entlang der mehr als drei Kilometer langen Wege im Stadthafen, durch Übernachtungen sowie durch Mitsegler und das dazugehörige Catering.