Lüchow-Dannenberg. Abendblatt-Autorin Lena Thiele empfiehlt eine Tour mit tollen Aussichten, entspannter Abkühlung und ungewöhnlichen Hofläden.

Dieser perfekte Ferientag im Wendland beginnt mit einem beeindruckenden Ausblick – und einem kleinen Rückblick in die Geschichte dieses Landstrichs. Aber zunächst geht es etliche Stufen hinauf, auf einen hölzernen Turm mit Plattform, den Aussichtsturm bei Langendorf. Aus rund elf Metern Höhe bietet sich ein Rundumblick über das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue.

Spaziergang durch die Dünen im ehemaligen Sperrgebiet

Der Turm liegt direkt an der Elbe, am gegenüberliegenden Flussufer ist bereits Brandenburg zu sehen. Bei gutem Wetter lohnt sich der Blick nach Norden besonders: Dann reicht die Sicht bis zu der 42 Meter hohen Binnenwanderdünen von Klein Schmölen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Zugang zum Fluss ist an dieser Stelle nur mit Mühe möglich, dazu gibt es jedoch genügend andere Möglichkeiten in der Nähe. So lohnt sich zum Beispiel ein Spaziergang durch die Dünen im ehemaligen Sperrgebiet nahe Dömitz. Aufmerksame Besucher können dabei Ameisenlöwe, Braunkehlchen und Wendehals entdecken.

Der Aussichtsturm bei Langendorf bietet einen weiten Blick über die Elbe. Hier verlief einst die Grenze zur damaligen DDR.
Der Aussichtsturm bei Langendorf bietet einen weiten Blick über die Elbe. Hier verlief einst die Grenze zur damaligen DDR. © Lena Thiele | Lena Thiele

Der Aussichtsturm ist die erste Station auf dieser kleinen Rundtour durch einen Teil des Wendlands. Er liegt gleich an der Elbuferstraße zwischen Langendorf und Gorleben. Wer hier abbiegt, kann auch eine längere Pause einlegen. Es gibt einen Picknickplatz und eine hölzerne Schutzhütte. Darin vermitteln große Informationstafeln Wissen über Leben und Natur in dieser Region. Wer sich einen schmalen Pfad den Hang hinunter wagt und eine je nach Wetterlage auch feuchte Wiese quert, kann auch hier durchaus das Wasser erreichen. Lohnenswert ist auf jeden Fall der Aufstieg auf den Turm, von oben ist der Fluss noch viel besser zu sehen.

Zahlreiche Orte mit Weitblick an der Elbe

Der hölzerne Turm bei Langendorf gehört zu einem Netz von Aussichtstürmen im Unesco-Biosphärenreservat. Weitere Orte mit Weitblick an der Elbe gibt es zum Beispiel etwas weiter nördlich bei Drethem auf dem Kniepenberg und südlich im Hafen von Schnackenburg. Dort erinnert zudem das Grenzlandmuseum (täglich geöffnet, Eintritt 2,50 Euro) an die Zeit der deutschen Teilung. Bei rechtzeitiger Anmeldung können sich Besucher von ehemaligen Grenzschutzbeamten durch die Ausstellung führen lassen.

Beim Blick von oben kommen einem auf dem Aussichtsturm unweigerlich Gedanken an die einstige Grenze, die hier entlang der Elbe zwischen beiden Teilen Deutschlands verlief. Damals war das Wendland auf drei Seiten von der DDR fast umschlossen, der Fluss bildete die nördliche Grenze. 40 Jahre lang war der streng bewachte Grenzstreifen für Menschen ein potenziell tödliches Niemandsland.

Informationstafeln geben Einblick in Geschichte, Kultur und Natur

Tiere und Pflanzen konnten sich das Gebiet in der Zeit des Kalten Kriegs dagegen ungestört als Lebensraum aneignen. So entwickelte sich ein einzigartiger Naturraum, der heute als „Grünes Band“ bezeichnet wird. Es verläuft durch 23 Länder, doch allein die 142 Kilometer entlang des niedersächsischen Wendlands sind ein beeindruckendes Ziel. An vielen Stellen geben Informationstafeln und sogenannten Grenzerfahrungspunkte Einblick in Geschichte, Kultur und Natur des Gebiets.

Infotafeln liefern Hintergründe zur Aussicht über die Elbe: hier auf dem Aussichtsturm bei Langendorf.
Infotafeln liefern Hintergründe zur Aussicht über die Elbe: hier auf dem Aussichtsturm bei Langendorf. © Lena Thiele | Lena Thiele

Nach dem Abstieg vom Turm geht es die Landesstraße 256 entlang durch das durch Atomkraftproteste bekannt gewordene Gorleben und weiter bis zum Gartower See – je nach Wetterlage und Laune zum Spazierengehen, Picknicken oder Baden. Der Zugang ist kostenlos, trotzdem findet sich auch bei guten Wetter meist noch ein freier Fleck auf der Liegewiese. Der in den 1970er Jahren angelegte See ist im Hochsommer nicht unbedingt der einsamste Ort in der Region, aber allein seine Größe – er ist etwa zwei Kilometer lang und 500 Meter breit – und der wunderschöne Blick übers Wasser machen ihn zu einem lohnenswerten Stopp auf dieser Tour.

Am Gartower See die Segel hissen oder alternativ ein Tretboot leihen

Freunde des Wassersports können am Gartower See die Segel hissen oder sich auf ihr Board schwingen. Bei Bedarf verleiht ein Anbieter am südlichen Ufer des Sees die erforderliche SUP-Ausrüstung. Alternativ können Besucher auch Tretboote ausleihen. Für vierbeinige Begleiter gibt es einen Hundestrand am Südufer, Pferde dürfen am Westufer ins Wasser steigen. Wer nicht selbst seine Picknickdecke am Seeufer ausbreiten will, kann sich im Imbiss versorgen oder auch im Restaurant mit Seeblick einkehren.

Drei Mädchen beim Tretbootfahren auf dem Gartower See, Naturpark Elbufer-Drawehn, Niedersachsen.
Drei Mädchen beim Tretbootfahren auf dem Gartower See, Naturpark Elbufer-Drawehn, Niedersachsen. © picture alliance / imageBROKER | dpa Picture-Alliance / Siegfried Kuttig

Auf dem Rundweg um den See bieten Bieberlehrpfad, Erlebnisspielplatz und eine Beobachtungsplattform am Westufer auch an kühleren Tagen die Möglichkeit, mit Kindern eine abwechslungsreiche Zeit am Gartower See zu verbringen. Wer aus dem Tagesausflug einen längeren Aufenthalt machen will, kann in Gartow auch übernachten – zum Beispiel im gemieteten Tiny Haus, auf dem Ferien-Bauernhof oder im eigenen Wohnmobil direkt am See. Ansonsten geht es nach der Pause am See weiter ins Landesinnere zu einem der Höfe in der Arche-Region Flusslandschaft Elbe. Diese wurde 2011 als erste ihrer Art in Deutschland gegründet und erstreckt sich über drei Bundesländer.

Mehrere Arche-Höfe setzen sich für alte Haustierrassen ein

Im Wendland setzen sich verschiedene Arche-Höfe dafür ein, alte Haustierrassen wie das Bunte Bentheimer Schwein, das Vorwerkhuhn und das Leineschaf zu erhalten. Auf den meisten Höfe gibt es deren Erzeugnisse direkt zu kaufen, viele können auch besichtigt werden, teilweise sollten Besucher sich zuvor anmelden. Täglich außer montags geöffnet ist das Rundlingsmuseum Wendland in Lübeln, ebenfalls ein Arche-Betrieb.

33 Arche-Höfe halten alte Tierrassen wie das Bentheimer Schwein+
33 Arche-Höfe halten alte Tierrassen wie das Bentheimer Schwein+ © dpa | Caroline Seidel

Für fünf Euro Eintritt (Kinder 3,50 Euro) können Besucher hier in die Lebenswelt der Menschen im Wendland im 18. und 19. Jahrhundert eintauchen, historische Zwei-, Drei- und Vierständerhäuser erkunden und auch Interessantes über die Unterwäsche von damals erfahren. In der „Schule des Landlebens“ werden zahlreiche Kurse angeboten, von Kräuterspaziergängen, über Schafschur bis zum Körbewickeln aus Gräsern und Kräutern.

Zum Tages-Abschluss geht es ins Rundlingsdorf oder einen Hofladen

Hat man am See die Zeit verbummelt und bleibt nur noch Zeit für einen kurzen Stopp, lohnt sich ein Einkauf im Hofladen des Archehofs Bense in Rebenstorf oder bei Wendland Ziege in Bausen. Dort gibt es nicht nur Ziegenmilchprodukte wie Frischkäse mit schwarzem Sesam, Ziegen-Ayran und eingelegten Salzlakenkäse, Besucher können auch den Stall und die Ziegen angucken. Sonst geht es nach Aussicht, Abkühlung und Arche-Hof zum Ausklang dieses perfekten Ferientags ins wendlandtypische Rundlingsdorf Satemin, das größte seiner Art in der Gegend.

Zwischen im Kreis angeordneten Bauernhäusern gibt es einige Sitzbänke und zwei Cafés. Bei Kaffee und Kuchen unter weiten Baumkronen lässt sich die besondere Atmosphäre dieser Region besonders entspannt genießen.

Service und weitere Tipps:

Mit dem Fahrrad lässt sich das Wendland ebenfalls sehr gut erkunden. Für diese Tour bietet sich der Start in Dannenberg an, das auch gut mit dem Zug zu erreichen ist. Von Lüneburg fährt der Erixx fünfmal am Tag, am Wochenende achtmal, nach Dannenberg. Solange das Neun-Euro-Ticket gilt, wird allerdings empfohlen, dort keine Fahrräder mitzunehmen. Alternativ gibt es Verleiher in Dannenberg, Damnatz, Gartow, Hitzacker, Langendorf und Lüchow. E-Bikes können an zahlreichen „Ladepünktchen“ aufgeladen werden.

Einen guten Überblick zu Aktivitäten und Anlaufstellen in der Region bietet die Internetseite www.region-wendland.de. Sie enthält eine interaktive Karte und vielfältige Informationen über lohnenswerte Abstecher auf einer Tour durchs Wendland. Zudem werden verschiedene Fahrradtouren vorgestellt, eine Karte informiert über Lademöglichkeiten.

Die Arche-Region Flusslandschaft Elbe umfasst einen Bereich zwischen Lüneburg, Lüchow, Lübtheen und Boizenburg mit einer Fläche von rund 3000 Quadratkilometern. Sie wurde 2011 länderübergreifend als Deutschlands erste Arche-Region gegründet. Heute zählen 33 zertifizierte Höfe zu der Region. Hier werden rund die Hälfte der Tierrassen gehalten, die auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen stehen. Weitere Informationen finden sich auf www.arche-region-elbe.de.