Dietmar Tewes und Karin Friedrich moderieren ihre 50. Sendung bei Radio Zusa auf Niederdeutsch. Jubiläumsausgabe an diesem Sonntag.
Lüneburg. "Eenfach op platt" unterhalten sich Karin Friedrich und Dietmar Tewes seit vier Jahren alle vier Wochen bei Radio Zusa. An diesem Sonntag läuft um 11 Uhr ihre 50. Sendung. "Das Besondere an unserer Sendung ist, dass sie immer live ist", sagt Karin Friedrich. Sie moderiert notfalls auch mit 39 Grad Fieber - wie während der vergangenen Sendung. Ohne Manuskript, im Fachjargon Freestyle genannt, führt sie mit ihrem Kollegen Dietmar Tewes durch die Sendung. "Wenn wir ein DIN-A5-Blatt mit vier, fünf Stichpunkten haben, ist das schon viel", sagt Tewes, "vorher sprechen wir uns über die grundsätzliche Themen ab, während der Sendung recherchieren wir Zitate, die wir einflechten."
Live heißt manchmal jedoch auch, dass eine Band, die zu Gast ist, während der Sendung Musik einspielt, die Tewes dann schnell bearbeiten und in den Äther schicken muss. "Bis jetzt hat es immer geklappt", sagt der 51-Jährige.
+++ Plattdeutscher Bandcontest "Plattsounds" sucht Bewerber +++
Kennengelernt haben sich die "Eenfach op platt"-Moderatoren bei einem Konzert. Damals arbeitete Karin Friedrich als Bürgerreporterin, Dietmar Tewes als Journalist für eine Uelzener Zeitung. An den Pressemappen hatten sie einander erkannt und festgestellt, dass sie Plattdeutsch sprechen.
Schnell kam die Idee auf, zusammen etwas "auf Platt" zu machen. Die Idee für "Eenfach op platt" war geboren. "Jedes Wort im Titel unserer Sendung hat eine Bedeutung. Etwas auf Platt zu sagen hieß früher, etwas klar und deutlich zu sagen", sagt Karin Friedrich. Das Wort "eenfach" greife diesen Gedanken noch einmal auf. "Und ,op' bedeutet, dass wir zwar auf Platt, aber nicht über Platt sprechen", sagt Dietmar Tewes. "Leider ist in vielen Angeboten auf Plattdeutsch die Sprache das Thema. Wo kommt die her, wie spricht man sie und was kann man tun, um sie zu erhalten?" Mit ihrer Sendung wollten Dietmar Tewes und Karin Friedrich einen Gegenpol schaffen.
Getreu nach ihrem Motto "Eenfach op platt" haben sich die beiden in den vergangenen vier Jahren viele Gäste eingeladen und teilweise komplizierte Themen auf Plattdeutsch erklärt. "Wir haben zum Beispiel über Hedgefonds gesprochen oder einen Kunsthistoriker zu Gast gehabt", sagt Karin Friedrich. Man könne alles auf Plattdeutsch besprechen, die Sätze seien nur länger als auf Hochdeutsch. Anders als in vielen anderen Formaten werden bei "Eenfach auf platt" zudem neue Wörter übernommen und nicht umschrieben. "Ich finde es albern, Ackerschnacker zu einem Handy zu sagen. Das reduziert Plattdeutsch-Sprecher auf die einfache Bevölkerung vom Dorf", sagt Dietmar Tewes. Dabei kämen die "Plattsnacker" aus allen Gesellschaftsschichten.
Das Moderatorenteam sieht einen wahren Trend zum Plattdeutschen. "Allein der Erfolg von Bands wie 'Santiano', die plattdeutsche Seemannslieder zu Popmusik singen, zeigt das", sagt Karin Friedrich. Durch kommerzielle Musik wie diese, die viele anspreche, werde Plattdeutsch wieder aktuell. Tot sei die Sprache nie gewesen. "Plattdeutsch wird nach wie vor in der Nautik gesprochen. Es ist also auch eine technische Sprache", sagt Dietmar Tewes. Viel wichtiger finden die "Eenfach op platt"-Moderatoren jedoch, dass die Sprache die Plattsnacker verbindet. "Eine plattdeutsche Unterhaltung hat etwas Vertrautes, Persönliches, obwohl man einander vielleicht gar nicht so gut kennt", sagt Dietmar Tewes.
Die Experten zu den teilweise komplizierten Themen finden die Macher von "Eenfach op platt" häufig zufällig. "Ich unterhalte mich und höre nur ein Wort oder eine Redensart, sofort weiß ich dann, dass ich es mit einem Plattsnacker zu tun habe und hake nach", sagt Karin Friedrich. Die IT-Trainerin kümmert sich während der Sendungen um die Technik. Einen nennenswerten Zwischenfall gab es nur einmal, und der war nicht selbst verschuldet. "Beim Castor-Transport 2010 hatten wir einen Junglandwirt zu Gast, der uns erzählt hat, welche Auswirkungen die Transporte auf das Leben im Wendland haben. Damals ist der Live-Stream zusammen gebrochen", sagt die 52-Jährige.
Die Jubiläumssendung morgen soll wie die 49 davor ablaufen. "Um 10 Uhr treffen wir uns mit unseren Gästen und frühstücken erst einmal gemeinsam", sagt Karin Friedrich. Oft könnten die Gäste gar nicht glauben, dass sie wirklich genug Gesprächsstoff für zwei Stunden hätten, und würden nachfragen. "Zwischendurch läuft ja noch Musik", sagt Dietmar Tewes, "und meistens geht die Zeit viel zu schnell rum, und wir müssen uns anstrengen, rechtzeitig aufzuhören." In der Jubiläumssendung will das Moderatorenduo noch einmal auf die 49 Sendungen zurückschauen. Zu Gast ist, bereits zum vierten Mal, der Sänger Otto Groote. "Nach der Sendung morgen haben wir 100 Stunden Platt im Radio geschnackt", sagt Karin Friedrich ein bisschen stolz. Nun peilen sie die 100. Sendung an.
"Ein richtig gutes plattdeutsches Musikprojekt, hätte ich gern bis dahin", sagt Dietmar Tewes. Karin Friedrichs Wunsch ist weniger bescheiden. "Ich hätte gern ein Interview mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck. Der ist ein richtig guter Plattsnacker."