Das Ehepaar Müller öffnet die Pforten zu ihrem paradiesischen Rosengarten
Dahlenburg. Idyllisch liegt das Siedlungshaus in einer Dahlenburger Nebenstraße. Was das Grundstück aber wirklich so besonders macht, ist der 4000 Quadratmeter große Garten von Annemarie Müller-Brese und Karlheinz Müller. Denn hier blühen übers Jahr sage und schreibe 400 verschiedene Rosensorten. Wer sich dieser sicht- und riechbaren Pracht ganz hingeben will, sollte an den ersten beiden Wochenenden im Juni und im September die Einladung des Paares zur offenen Gartenpforte folgen.
Angefangen hat alles 1954. Annemarie Müller-Brese und ihr Mann suchten ein Baugrundstück. Sie entschieden sich für einen brach liegenden Kartoffelacker. "Es war März und da stand ein Kätzchenbaum in voller Blüte. Mir war klar, dass wir das Grundstück nehmen mussten", sagt die 83-Jährige. Erst später hätten sie gemerkt, dass es gar nicht ihr Baum war. Der Baum gehörte zum angrenzenden Grundstück, wo eine stillgelegte Ziegelei Ton abgebaut hatte. "Die Lehmhalde kaufen wir nicht", entschied ihr Mann Karlheinz seinerzeit. Zwei Jahre später hatte seine Frau ihn dann aber doch überzeugt.
Mit mehreren Tonnen Erde wurde der Hang zu einer leichten Steigung aufgeschüttet und ein Wasserfall angelegt. "Wir haben strikte Arbeitsteilung: Mein Mann ist für das Technische zuständig, ich für die Pflanzen", sagt sie. Neben den Rosen sind das 130 Clematispflanzen, dazu unzählige Tulpen, Vergissmeinnicht, Stauden und Sommerblumen. Annemarie Müller-Brese kennt von allen Pflanzen die lateinische Bezeichnung und die Vorlieben. Im Flur stapeln sich die Gartenfachbücher: "Das ist meine kleine Bibliothek."
Mit einigen Dahlien hat sie angefangen. "Da stand noch gar kein Haus hier", erinnert sie sich. "Meine Frau kommt vom Bauernhof. Da hat sie sich gemeinsam mit den Eltern auch um den großen Garten gekümmert", sagt Karlheinz Müller. Doch nicht nur ihr grüner Daumen hätte Ehefrau Annemarie zum Gärtnern gebracht.
Karlheinz Müller war viele Jahre Tierarzt. "Ich war fürs Telefon zuständig", sagt sie. Weit weg bewegen konnte sie sich da, lange vor der Erfindung des Handys, nicht. Also suchte sie sich eine Beschäftigung in der Nähe des Hauses und legte den großen Garten an.
Mit ihrem Gartenkonzept war sie in den fünfziger Jahren eine Vorreiterin. "Damals war es modern Tannen und Lebensbäume zu pflanzen und ordentliche Blumenbeete mit viel schwarzer Erde anzulegen", sagt sie. Ihr Garten sei aber das Gegenteil gewesen. Vögel, Schmetterlinge und Frösche hätten den Vorrang gehabt. Noch heute hängen etwa 50 Vogelnistkästen in den Bäumen. Auch an die nützlichen Insekten hat sie gedacht: Hinter dem Geräteschuppen hat sie aus einem alten Bienenkorb und vom Holzwurm befallenen Hölzern ein Insektenhotel angelegt.
In ihrem selbst geschaffenen Paradies gibt es neben vielen Sitzgelegenheiten auch mehrere Themengärten. Zum Beispiel einen blauen Weg mit einem blauen Plastikschaf von der Landesgartenschau, das Hermann-Löns-Gedächtnisbeet mit einem riesigen Findling und ein "Rote Rosen"-Beet.
Ganze Tage verbringt die rüstige alte Dame im Garten. Gesellschaft leisten ihr die Hennen Olli und Molli. "Mit ihnen unterhalte ich mich, wenn ich den ganzen Tag hier allein bin, sonst wird man ja verrückt", sagt sie. Die beiden weißen Hennen kommen, wenn Frauchen ruft und legen jeden Morgen ein Frühstücksei für sie und ihren Mann.
Annemarie Müller-Brese mag eigentlich alle Blumensorten, außer einer: Gladiolen. "Die fügen sich nicht in ihre Umgebung ein, wirken immer fremd", sagt sie. Ihr Ziel, eine Blütenpracht vom Frühjahr bis zum Frost zu schaffen, funktioniere mit anderen Blumen ohnehin besser. Allerdings müsse sie jedes Jahr einige Blumen ersetzen.
"Wir haben zwar fast ausschließlich alte Rosensorten, die resistenter sind, aber in diesem Winter sind uns besonders viele Rosen erfroren", sagt sie. Die Rosen seien noch nicht bereit für die Kälte gewesen oder unter der Schneedecke vertrocknet. Doch nicht nur die Natur hat den Garten ausgedünnt. "In unseren Garten wurde fünfmal eingebrochen", sagt Annemarie Müller-Brese. Die Diebe hätten Rhododendron und Buchsbäume ausgegraben oder es auf die Gartenmöbel abgesehen. Seitdem ist ihr Grundstück alarmgesichert.
Doch nicht nur der Garten ist voller Blumen, auch das Haus. Oft überwintern dort die kälteempfindlichen Zöglinge von Annemarie Müller-Brese: "Wenn die Küche durch die Pflanzen eingenommen ist, essen wir eben im Flur." Was ansonsten im Haus "grünt" ist allerdings aus Plastik. "Die auch noch zu pflegen, fehlt mir die Zeit", sagt sie lächelnd.
Annemarie Müller-Brese und Karlheinz Müller öffnen ihre Gartenpforte das nächste Mal am Sonnabend und Sonntag, 9. und 10. Juni, von 10 bis 18 Uhr.