Tag der offenen Pforte am Wochenende in den Samtgemeinden Tostedt und Hollenstedt
Tostedt/Hollenstedt. "Herzlich willkommen in unserem Garten", sagt Erika Schill (56) aus Drestedt. Sie gehört zu den Grundstücksbesitzern, die am Wochenende Gästen die Pforten zum Garten öffnen. Anregungen fürs eigene gepflegte Grün, gute Gespräche unter Gleichgesinnten und das Knüpfen neuer Kontakte sind für viele Gartenfreunde ein Grund, hinter fremde Pforten zu schauen.
Ein "romantischer Erlebnisgarten" ist es, was Erika Schill und ihr Ehemann Hubert (56) auf dem Grundstück Zum Bauernholz 4 geschaffen haben. Für beide ist nicht das Ziel, irgendwann den "perfekten Garten" zu haben. Der besondere Charme liegt gerade in der Bereitschaft der beiden zu experimentieren, Neues auszuprobieren und den Garten jedes Jahr ein bisschen anders zu präsentieren. Das wissen auch die Besucher zu schätzen, die zum Teil schon Stammgäste bei Schills und neugierig darauf sind, was es diesmal wieder neu zu sehen gibt.
Und das ist über die Jahre eine ganze Menge: Ein altes Fahrrad mit Milchkannenhalter steht an der Hecke, aus rostigen Schrauben hat Hubert Schill unangenehm lebensecht aussehende Mücken im Großformat gemacht, der Teich vor dem Haus wird von Goldfischen und vernehmlich quakenden Fröschen bewohnt, weitere Wasserflächen dienen den menschlichen Bewohnern für ein morgendliches Bad im Freien, den Vögeln oder den erstaunlich schwimmbegabten Igeln für ein ebensolches.
Erika und Hubert Schill sammeln, was ihnen in die Hände fällt und machen daraus schöne Accessoires für ihren sympathischen Garten - alte Eimer und Treibholz aus dem Rhein, eine Laterne vom Fischkutter oder kleine bunte Glasperlen dienen als liebevoll platzierte Dekoelemente, aus der alten Gartenschaufel wird ein kleiner Schaufelgarten.
Ein Weidenpfahl wurde kurzerhand zum eleganten "Gartenkönig" - verziert mit Kupferelementen aus den alten Dachrinnen des Hamburger Rathauses. Für beide ist die allabendliche Arbeit im Garten wie Meditation, "man versinkt völlig", erklärt Erika Schill, die zum vierten Mal beim Tag der offenen Gartenpforte dabei ist. Im vergangenen Jahr kamen 300 Gäste - "es ist faszinierend, dass die Leute zum Teil immer wieder herkommen, und es macht Spaß, sich mit anderen auszutauschen".
Ein Besuch bei Ehepaar Schill lohnt sich auf jeden Fall - sogar ein selbst gemauertes Backhaus zählt zum Gartenensemble. Wie gut das funktioniert, davon können sich die Gäste am Wochenende in Form von frisch zubereitetem Burgunderbraten, Leberkäse oder Brezelgebäck per Geschmackstest persönlich überzeugen.
Ebenfalls als Gastgeber dabei sind wieder Sigrid (65) und Wolfgang Röder (67) in Handeloh. Im Ameisenweg 30 zeigen sie den Gästen ihren Garten mit 100-jährigen Eichen, mit Rhododendren, Teich, Gemüsegarten, Insektenhotel, "Trollpfad", "Feenreich" und viel Raum, der sich selbst überlassen bleibt - als Wohn- und Brutplätze für Vögel, Igel und Ringelnattern.
Sigrid Röder, die zum Organisationsteam des Tages der offenen Gartenpforte bei der Agenda 21 Tostedt gehört, findet es schade, dass nicht mehr Gartenbesitzer mitmachen - es sei schwer, neue Gastgeber zu gewinnen. Dabei sei es eine Freude, anderen Gartenbesitzern Ideen zu vermitteln, sogar aus Hamburg kämen interessierte Gäste.
Am Pfingstwochenende können im Rahmen des sechsten "Tages der offenen Gartenpforte" 13 Privatgrundstücke in den Samtgemeinden Tostedt und Hollenstedt und in der Umgebung besichtigt werden. Die meisten Gärten - wie auch die von Erika und Hubert Schill sowie von Sigrid und Wolfgang Röder - sind am Sonnabend, 11. Juni, und Sonntag, 12. Juni, jeweils von 11 bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet.
Bei Silvia und Christian Aldag in Drestedt, Trelder Straße 26a, gibt es auf einem 3600 Quadratmeter großen ehemaligen Bauernhof Sträucher, Staudenbeete und Nostalgierosen zu sehen, Sitzgelegenheiten laden zur Rast ein. Im Garten von Burkhard Allwardt in Tostedt, Brookweg 36, können sich Besucher über die Nutzung von Wasser aus der Drainage für die Bewässerung und über Photovoltaik und Solarthermie informieren.
Bei Anja Heitmann in Todtglüsingen, Heidkamp 12, erwarten die Gäste ein alter Obstbaumbestand, gepflasterte Wege und gemütliche Sitzecken. Karin Kohlstedt in Rade, Bei der Schule 2, zeigt den Gartenfreunden ihre Staudenbeete, Buchsbäume und die beiden Teiche mit Bachlauf und Sumpfzonen. Werner Brockmann in Buxtehude, Inne Beek 135, präsentiert auf seinem über zwei Hektar großen Grundstück Laub- und Nadelbäume und eine große Vielfalt an Rhododendren, Kirschen, Zieräpfeln und Flieder.
In mehreren Gärten gelten abweichende Besichtigungszeiten: Nur am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet sind die Gärten von Maria Stenzel in Todtglüsingen, Rübworth 14, und von Marlena Meyer in Grauen, Grauener Dorfstraße 41. Eine Senkterrasse mit römischem Wasserspiel und ein englischer Garten mit Buchsbäumen und historischen Rosen erwarten die Besucher in Todtglüsingen. In Grauen ist ein romantischer Garten mit über 300 Rosen, Wasserfall, Bach und Teich zu sehen. Am Sonnabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr zeigt Marion Denecke in Tostedt, Moorwinkel 6, in ihrem parkähnlich angelegten Garten eine Ausstellung von Keramikarbeiten und Schmiedekunst.
Bei Susanna und Jens Soetebeer in Kakenstorf, Lange Straße 83a, können die Gäste am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr einen Staudengarten mit Rosen und Hortensien und eine große Sammlung von Storchschnabelgewächsen besichtigen. Jutta Kluxen in Staersbek, Forstweg 3a, öffnet ihren exklusiven Garten in Hanglage mit vielen prachtvoll blühenden Rosen und Rhododendren am Sonnabend von 15 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Detlef Schaper in Ehestorf, Rehwechsel 8, lädt am Sonnabend und Sonntag von 11 bis18 Uhr in seinen 4000 Quadratmeter großen, weitgehend naturbelassenen "Heideschlucht"-Garten in den Harburger Bergen ein. Am Sonntagnachmittag gibt es hier Livemusik mit dem Trio "Sunset".