Der Senat der Universität Leuphana verweigert dem Vizepräsidenten in einer Abstimmung die zweite Amtszeit. Sein Führungsstil wird kritisiert.
Lüneburg. Im Jahr 2012 steht an der Leuphana die nächste Wahl der Universitätsführung bevor. Dann enden die laufende Amtszeit von Präsident Sascha Spoun und seines Vize Holm Keller. Nach dem Niedersächsischen Hochschulgesetz (NHG) können neue Amtsinhaber über eine Stellenausschreibung gefunden werden. Der Senat der Universität hat aber auch die Möglichkeit, auf eine Ausschreibung der Stellen zu verzichten: Dieser Schritt käme einer direkten Verlängerung der Amtszeit beider Amtsinhaber gleich.
Die Frage der Wiederwahl von Spoun und Keller stand Mitte der Woche auf der Agenda des Senats. Nach bisher von der Universität nicht bestätigten Berichten soll es dabei zu einem Wahldebakel für den Vizepräsidenten Holm Keller gekommen sein: Keller erreichte bei der Abstimmung im Senat nicht die erforderliche Mehrheit für eine Verlängerung seiner Amtszeit.
Keller war in der Vergangenheit mehrfach wegen seiner Nebentätigkeiten in der Privatwirtschaft in die Kritik geraten. So war er unter anderem Geschäftsführer der Firma Proportion, die Fertighäuser nach Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind fertigt. Libeskind wiederum ist nebenamtlicher Professor an der Leuphana und hat zudem das neue Zentralgebäude der Universität entworfen. Aber auch am Führungsstil des Präsidiums, der als undemokratisch und nicht transparent empfunden wird, hat es wiederholt Kritik gegeben.
Jüngst einmal mehr und schon vor der Senatssitzung zur Wiederwahl des Präsidiums. Die studentischen Senatoren Daniela Steinert und Thies Johannsen hatten ein Schreiben des Uni-Präsidenten vom 31. März thematisiert, mit dem offenbar Druck auf die Senatoren ausgeübt werden sollte.
In dem Brief an die Senatsmitglieder der Universität habe Sascha Spoun wissen lassen, dass er nur dann für eine weitere Amtszeit als Präsident zur Verfügung stehe, wenn der Senat keine Konkurrenz durch andere Bewerber/innen in einem offenen Bewerbungsverfahren zulasse. Das gleiche gelte selbstredend auch für seinen Vize Holm Keller. Überdies habe Spoun diese Forderung selbst zu "entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Universität" stilisiert, heißt es in einem Schreiben der beiden studentischen Senatoren an ihre Senatskollegen.
Auch im Namen der von ihnen vertretenen Studenten sprachen sich Steinert und Johannsen vehement gegen dieses Vorgehen aus. Spoun setze den Senat nicht nur unter Druck, sondern schaffe "einen Sachzwang, der das Recht und die Pflicht zur demokratischen Wahl untergräbt", heißt es weiter.
Der Präsident diskreditiere sich, weil der Senat sich unter den gegebenen Umständen gar nicht frei entscheiden könne. "Der Präsident bringt den Senat zu einer Entscheidung, die nicht mit einem tatsächlichen Stimmungsbild der Universität verwechselt werden darf. Das heißt: Eine Entscheidung zu diesem Zeitpunkt für Sascha Spoun und Holm Keller ist eine Angstentscheidung, die keine Entscheidung für die Personen ist", erklären Daniela Steinert und Thies Johannsen in ihrer Stellungnahme.
Sie kritisieren darin auch die Einzelgespräche, die mit den Senatoren vom Präsidenten in der Sache vorab geführt worden seien. "Dieses Vorgehen spiegelt die Respektlosigkeit wieder, die das Präsidium gegenüber der Universität an den Tag legt und stellt zudem einen signifikanten Eingriff in die Kompetenz des Senats dar", schreiben die studentischen Senatoren. Der Präsident wolle sich einer Konkurrenzsituation offenbar nicht stellen, sondern versuche, den Senat zu erpressen.
Auch die Studierendenorganisation AStA hatte aus Anlass der Senatssitzung gegen das Vorgehen des Präsidenten öffentlich protestiert.
Dem Vernehmen nach wollte das Präsidium gestern Nachmittag das weitere Vorgehen mit dem Stiftungsrat beraten. Außerdem habe das Präsidium bereits zur nächsten Senatssitzung eingeladen, heißt es auf dem Campus.