Der Landkreis muss immer mehr Geld für die Grundsicherung im Alter ausgeben
Lüneburg. Reisen, den Hobbys nachgehen, noch einmal etwas Neues beginnen - so stellen sich viele ihre Leben als Rentner vor. Doch für immer mehr Menschen reicht am Ende ihres Arbeitslebens das Geld nur für das Allernötigste.
Auch im Landkreis Lüneburg steigt die Zahl derer, die auf finanzielle Unterstützung im Alter angewiesen sind. Erhielten im Januar 2006 in Stadt und Landkreis 1014 Menschen Hilfe im Rahmen der Grundsicherung, sind es aktuell 1396 Männer und Frauen, die auf den staatlichen Zuschuss angewiesen sind. Gezahlt wird die Grundsicherung im Alter an Männer und Frauen, die 65 Jahre und älter sind und weniger als 359 Euro im Monat zum Leben haben. Mit diesem Zuschuss will der Staat dem Problem der Altersarmut begegnen. Auch Menschen, die so krank sind, dass sie ihr Einkommen nie wieder selbst verdienen können, steht die Grundsicherung zu.
Mehr als 7,86 Millionen Euro gab der Landkreis Lüneburg im vergangenen Jahr dafür aus. Das sind mehr als drei Millionen mehr, als noch im Jahr 2006. Die Gründe dafür, dass es immer weniger Menschen gelingt, finanziell fürs Alter vorzusorgen, sind vielfältig. Wer lange Zeit in seinem Leben wenig verdiente, hat entsprechend wenig in die Rentenkasse eingezahlt. Überdurchschnittlich häufig von Altersarmut betroffen sind Frauen. Vor allem Mütter, die ihre Kinder überwiegend zu Hause betreut haben oder in Teilzeit gearbeitet haben, haben heute wenig Anspruch auf Zahlungen der gesetzlichen Rentenkasse.
Aber auch immer mehr Menschen mit Brüchen in der Erwerbsbiografie sind von Altersarmut bedroht. Wer zum Beispiel längere Zeit arbeitslos war, hat ein höheres Risiko, im Alter arm zu sein. Eine Verschärfung der Problematik droht, wenn die Bundesregierung im kommenden Jahr für Arbeitslosengeld-II-Empfänger die ohnehin sehr geringen Rentenbeiträge nicht mehr zahlt. Auch die schrittweise Ausdehnung der Lebensarbeitszeit von 65 auf 67 Jahre wird dazu beitragen, dass nicht alle am Ende ihres Arbeitslebens Rentenbezüge in voller Höhe erwarten können.
Doch schon jetzt sind Senioren auf Hilfe angewiesen. "Viele schämen sich, darüber zu reden. Es dauert meist, bis die Leute damit rausrücken. Aber wenn man ihnen die Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigt, nehmen die Betroffenen die Hilfen gern an", sagt der ehrenamtliche Seniorenbeirat der Stadt Lüneburg, Wolfgang Peter Paul. Er hat beobachtet, dass die Zahl der Menschen steigt, die um Hilfe bitten. Dafür macht er die Aufklärungskampagnen der Wohlfahrtsverbände und der Stadt verantwortlich.
Auch Elke Stange (SPD), die den Ausschuss für Gesundheit und Soziales im Landkreis leitet, hat festgestellt, dass die sozialen Unterschiede immer weiter zunehmen. "Als Vorsitzende des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt in Adendorf begegne ich vielen Menschen. Einige kommen mit ihrer Rente sehr gut aus, aber es gibt auch viele, die sich sehr anstrengen müssen, um ihren Lebensstandard zu halten."
Mit Blick auf die im Herbst anstehenden Haushaltsverhandlungen im Landkreis ist sie skeptisch, dass die Entwicklung gestoppt werden kann. "Die Sozialausgaben sind neben den Mitteln für die Jugendhilfe der größte Posten im Budget. Ich sehe nicht, wie sich das zukünftig ändern soll." Die Sozialdemokratin fordert eine bessere finanzielle Ausstattung der Kreise.
Der Deutsche Städtetag erwartet, dass die Bedeutung der Grundsicherung im Alter in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Die Experten prognostizieren bundesweit steigende Fallzahlen. "Vor allem die stetig wachsenden Kosten für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit stellen ein immenses finanzielles Risiko für die Kommunen dar. Ursache dafür sind die häufig unterbrochenen Erwerbsbiografien und die Ausweitung des Niedriglohnbereiches, die das Rentenniveau mittelfristig sinken lassen sowie die demografische Entwicklung", sagt Monika Kuban, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers und Finanzdezernentin des Deutschen Städtetages.
Immerhin ist aus Sicht der Kommunen ab 2012 eine positive Änderung geplant. Dann wird sich der Bund dauerhaft an den Kosten der Grundsicherung beteiligen und zumindest 16 Prozent der Ausgaben übernehmen.