Stadt und Kreis fordern Uni auf, sich am Hochschulpakt II zu beteiligen
Lüneburg. Weil die Studentenzahlen gesunken sind, hat die Leuphana Universität den Vertrag mit Hansestadt und Landkreis Lüneburg gebrochen, sagt die Fraktion Die Linke im Rat der Stadt und fordert, den Zuschuss von fünf Millionen Euro zum geplanten Audimax zu streichen. Die Uni kündigt derweil gegenüber der Rundschau an, 2011 "voraussichtlich" wieder mehr Studienplätze anzubieten.
"Die Studierendenzahlen sind seit der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung aus dem Jahr 2007 von über 10 000 Studierenden auf etwa 7500 Studierende gesunken", schreibt der Fraktionsvorsitzende Malte Riechey in seinem Antrag für die nächste Ratssitzung. "Und das, obwohl die Landeszuschüsse gestiegen sind."
In der Rahmenvereinbarung von April 2007 steht, die Studentenzahlen sollen "mittelfristig - nach kurzfristiger Konsolidierung - deutlich wachsen". Und weiter: "Hierfür benötigt die Universität weitere Mittel pro Studierendem in Höhe des niedersächsischen Landesdurchschnitts."
Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) sieht daher keinen Bruch: "Unsere Vereinbarung fußt vorrangig auf Qualität, nicht Quantität." Wachsende Studentenzahlen seien ohne bessere finanzielle Ausstattung nicht möglich. "In diesem Punkt stehe ich voll hinter der Uni-Leitung. Und hier ist auch keine Vereinbarung gebrochen worden."
Die Uni dürfe jedoch keinen der vier Fachbereich aufgeben, darauf müsse und werde man achten. Mädge: "Lehramt muss erhalten bleiben. Die Besetzung der offenen Professuren darf nicht verzögert werden. Das haben Landrat Nahrstedt und ich der Uni unmissverständlich verdeutlicht." Im Übrigen, so Mädge, "sollten wir unsere Universität nicht durch immer wiederkehrende, unnötige Diskussionen schlecht reden". Wem die Uni und die Region am Herze liege, solle die Forderungen nach mehr Geld gegenüber dem Land "immer wieder" artikulieren, das gelte "vor allem für die Landtagsabgeordneten der Regierungskoalition".
Auch Landrat Manfred Nahrstedt (SPD), mit zwei Millionen beim Audimax im Boot, verweist zunächst auf Qualität: "Ich halte nichts davon, die Uni zu finanzieren, indem es weniger Professoren als im Landesdurchschnitt gibt." Nahrstedt hofft auf steigende Studentenzahlen: "Rund 9200 ist die Marge, die ich im Kopf habe." Er fordert von der Universität, sich am Hochschulpakt II zu beteiligen. Von 2011 bis 2015 sollen 33 000 weitere Studienplätze finanziert werden, laut Nahrstedt stehen im Haushalt des Landes mittelfristig 700 Millionen Euro bereit.
"Da muss man zugreifen", sagt der ehemalige Landtagsabgeordnete. "Ich erwarte von der Uni, diese Chance wahrzunehmen." Denn Nahrstedt hat ausgerechnet: 2500 Studenten mehr würden der Region eine zusätzliche Kaufkraft von 38 Millionen Euro sowie 200 Arbeitsplätze bringen.
Beim Hochschulpakt I von 2007 bis 2011 hatte die Uni nicht mitgemacht. Aber: "Die Leuphana wird sich voraussichtlich am Hochschulpakt II beteiligen und im nächsten Jahr zusätzliche Studienplätze für Studienbewerber aus dem doppelten Abiturjahrgang anbieten", sagt Sprecher Henning Zühlsdorff.
Das Verhältnis Studierende und Lehrende bewege sich erstmals im Landesdurchschnitt: "Wir haben jetzt die notwendige Konsolidierung der Studierendenzahlen erreicht und damit die Voraussetzungen für Wachstum geschaffen. Beim Landeszuschuss und bei der Betreuungsrelation für die Studierenden sind wir damit zum ersten Mal in der Geschichte der Lüneburger Universität auf Augenhöhe mit anderen niedersächsischen Universitäten."
Doch bevor die Mittel nicht erneut steigen, wird es trotzdem nicht mehr Studenten in Lüneburg geben, sagt Zühlsdorff. Nur mit besserer Landesfinanzierung "können die Studierendenzahlen in Lüneburg in den nächsten Jahren wieder steigen".