Umweltschonend bringen Elektroflöße Naturfreunde ganz nah an die Tierwelt in den Elbtalauen

Darchau. Fast lautlos gleitet "Esmeralda" über die Elbe, die staunenden Passagiere erleben Seeadler, Biber, Graugans und andere Elbbewohner praktisch Auge in Auge. Dass der Mensch so nah an die faszinierende Tierwelt im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue herankommt, ist dem umweltfreundlichen Konzept des hölzernen Floßes zu verdanken: Die "Esmeralda" und ihr Schwesterboot "Dolores" haben Solarzellen auf ihren Dächern, der gewonnene Strom treibt Elektromotoren an.

Weil die Flöße so schön geräuscharm unterwegs sind, verscheuchen sie auch die zum Teil sehr seltenen und eher scheuen Uferbewohner nicht. Treffen mit Graugänsen, Reihern, Kranichen oder Kormoranen sind an der Tagesordnung, Adler oder Biber zählen zu den selteneren Begegnungen. Und wenn sich doch mal ein Seeadler sehen lässt, so ist das ein unvergessliches Erlebnis für die neugierigen Beobachter auf dem Floß.

Vor kurzem habe es sogar einen regelrechten Kampf in der Luft zwischen einem Adler und einem Storch gegeben. "Der Adler ist dem Storchennest zu nahe gekommen", sagt Dr. Siegrun Hogelücht. Die Natur- und Landschaftsführerin bringt den Teilnehmern während der Floßfahrten vom Anleger Darchau im Amt Neuhaus aus die Natur und Geschichte der Elbtalaue nahe.

Steinerne Zeugen für die deutsch-deutsche Grenze, die früher hier verlief und die beiden Elbufer viel wirksamer voneinander trennte als der Fluss selbst, sind die alten DDR-Wachtürme am Ufer. Neuhaus war zu DDR-Zeiten Sperrgebiet. Einer der grauen Türme soll demnächst zu einem Aussichtsturm ausgebaut werden, so Siegrun Hogelücht.

Seit der Wende ist die Elbe viel sauberer geworden und damit zu einem beliebten Aufenthaltsort für immer mehr Tiere: Die Artenvielfalt nimmt zu, Graureiher gibt es hier, Eisvogel und Pirol, Nachtigall, Grau- und Brandgans, den Wachtelkönig, Schwarz- und Weißstorch. Sogar See- und Fischadler und Biber sind vertreten und können mit Glück auch vom Floß aus beobachtet werden. Doch wo die Adler brüten, ist streng geheim. Die Standorte ihrer Horste sind zwar bekannt, sie werden aber nicht verraten, damit die majestätischen Vögel nicht beim Brüten gestört werden. Am Ufer sind während der zweistündigen Fahrt auch immer wieder idyllische Landschaften und gepflegte Bauerngehöfte, weidende Schafherden und kunstvolle Biberbauten zu erkennen.

Seit 2006 gibt es die Floßfahrten auf der Elbe - zunächst nahmen drei der flachen Wasserfahrzeuge mit Benzinmotoren den Dienst auf, seit dem vergangenen Jahr sind auch zwei Flöße mit Elektroantrieb im Einsatz. Mit Hilfe von Solarzellen auf dem Dach wird Strom erzeugt, der in Batterien gespeichert wird. Während der Fahrt beziehen die drei jeweils vier Kilowatt starken Elektromotoren daraus ihre Energie.

Die Solarflöße "Esmeralda" und "Dolores" erreichen gegen den Strom Geschwindigkeiten von drei Knoten, das sind knapp sechs Stundenkilometer. Schneller geht es bei der Fahrt elbabwärts. Dann sind schon mal neun Knoten, rund 17 Stundenkilometer, drin. Die flache Bauweise mit einem Tiefgang von nur 80 Zentimetern ermöglicht Fahrten im seichten Wasser in Ufernähe, der fast lautlose Elektroantrieb verhindert Störungen der Tierwelt. Für das umweltfreundliche Konzept gab es auch Fördermittel der Europäischen Union.

Gruppen können die Flöße mieten: Eine zweistündige Fahrt im kleinen Floß, das inklusive Kapitän Platz für neun Personen bietet, kostet 80 Euro oder für Selbstfahrer 60 Euro. Voraussetzung für Selbstfahrer ist der Sportbootführerschein Binnen. Das große Floß kann zwölf Passagiere transportieren. Hier kostet eine zweistündige Fahrt 140 Euro. Dazu kommen Fahrten mit Naturführung für Individualgäste. Die Teilnahme an der zweistündigen Tour kostet zehn Euro pro Person.

Das Angebot werde gut angenommen, sowohl bei den Naturführungen für Einzelteilnehmer als auch bei Fahrten mit Gruppen - Keglern, Betrieben oder Vereinen - sei die Nachfrage groß, sagt Manfred Ruffing. Der Betreiber der Floßfahrten hofft in diesem Jahr auf insgesamt 3000 Passagiere. Auch standesamtliche Trauungen an Bord sind möglich - so nutzt manches Paar die Flöße, um in den Hafen der Ehe einzulaufen.

Anmeldungen werden im Haus des Gastes im Amt Neuhaus unter 038841/611 55 entgegengenommen.

www.elbe-flossfahrten.de