Kandidatur als Unesco-Weltkulturerbe geht für die Heideregion mit internationalen Partnerorganisationen in die zweite Runde.
Lüneburg. Der Verein Naturschutzpark (VNP) gibt seine Hoffnung nicht auf, dass die Lüneburger Heide ins Weltkulturerbe aufgenommen wird. "Wir wollen uns mithilfe der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, dem Museumsdorf Hoesseringen und der Verwaltung des Heidekreises erneut darum bewerben", sagt VNP-Geschäftsführer Mathias Zimmermann. Das anspruchsvolle Antragsverfahren nehme mindestens drei Jahre lange, kontinuierliche Bearbeitung in Anspruch. "Wir Ehrenamtlichen des Vereins können das nicht alleine leisten."
Um auf die Liste der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) zu gelangen, muss die Kulturlandschaft zunächst von der Landesregierung der Kultusministerkonferenz vorgeschlagen werden. Wie berichtet, hatte die niedersächsische Kultur- und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) bei ihrer Präsentation am Montag allerdings nur das Alte Land und die Rundlingsdörfer im Wendland auf die Anwärterliste als mögliches Unesco-Weltkulturerbe gesetzt.
Um beim zweiten Versuch mehr Erfolg zu haben, will sich der Verein jetzt gemeinsam mit anderen Organisationen in europäischen Heide-Weidelandschaften bewerben. Denkbar sind beispielsweise Kooperationen mit Partnern aus Norwegen, Frankreich und Portugal. Zimmermann: "Dann könnten wir auch außerhalb der sogenannten Tentativliste ins Rennen gehen." Auf dieser nationalen Warteliste fürs Weltkulturerbe konkurrieren Bewerber unter anderem mit dem Gebäudeensemble der Speicherstadt sowie dem Chilehaus mit benachbartem Kontorhausviertel in Hamburg.
"Bei uns geht es stattdessen um die typische bäuerliche Siedlungsform in Wilsede und den Totengrund, die Keimzelle des ältesten Naturschutzgebietes Deutschlands", sagt Zimmermann. In der von Menschenhand maßgeblich beeinflussten Lüneburger Heide, die von einer Wald- zu einer Weideregion wurde, gebe es besondere geologische Formationen, die jedes Jahr Tausende Erholungssuchende anziehe.
Der für die regionale Tourismuswirtschaft zuständige Lüneburger Heide GmbH wollte zu einem möglichen Imagegewinn durch die Nominierung als Anwärter fürs Weltkulturerbe aber keine Stellung nehmen. Auf Anfrage des Hamburger Abendblatts lehnte es Geschäftsführer Ulrich von dem Bruch ab, einen Kommentar abzugeben. Gesellschafter der 2008 gegründeten Dachorganisation sind fünf Landkreise, drei Städte, zwei Vergnügungsparks und ein Campingplatz mit jeweils sehr unterschiedlichen Interessen.
Eine klare Position bezieht dagegen Helmut Völker, parteiloser Bürgermeister der Samtgemeinde Amelinghausen: "Ich unterstütze ausdrücklich eine erneute Bewerbung der Lüneburger Heide." Der Titel Weltkulturerbe habe sicherlich positive Auswirkungen für die Ausflugsregion im südlichen Landkreis Lüneburg gehabt.
Auch Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) zeigte sich auf Nachfrage des Hamburger Abendblatts enttäuscht über die Entscheidung des niedersächsischen Wissenschafts- und Kulturministeriums über die Landesliste der Kulturerbe-Kandidaten. "Ich finde es ebenfalls sehr schade, dass die Hansestadt Lüneburg nicht dabei ist", so Nahrstedt weiter. "Die Lüneburger Altstadt hat einen so einzigartigen Charakter, dass ich mir sicher war, dass Lüneburg die Nummer eins wird."
Kein Verständnis für die Entscheidung aus Hannover hatte bereits am Montagabend auch der Oberbürgermeister der Salzstadt gezeigt. Ulrich Mädge dankte allen Unterstützern, die Lüneburgs Bewerbungen für den Unesco-Titel in den vergangenen Jahren mit Rat und Tat begleitet haben. Erst im Februar hatte der Stadtrat grünes Licht für eine etwa 200 000 Euro teure "Bestandsaufnahme der Lüneburger Baudenkmäler" gegeben. Ein erneuter Anlauf in Gemeinschaft mit anderen "Salzorten" im In- und Ausland, wie vom zuständigen Ministerium der Hansestadt vorgeschlagen wurde, ist nicht zu erwarten. Mädge: "Das kommt für mich nicht infrage."
Mathias Zimmermann dagegen steht einer Kooperation mit in- und ausländischen Partnern zwar sehr offen gegenüber. Probleme für die Welterbe-Auszeichnung für die Kulturlandschaft Lüneburger Heide sieht der VNP-Vorsitzende dagegen vor der eigenen Haustür. "Wir haben aus dem Kulturministerium erfahren, dass unser Antrag zwar gute Aussichten auf Erfolg hätte, aber der geplante Bau von sieben bis zu 185 Meter hohen Windkraftanlagen zwischen Borstel in der Kuhle und Volkwardingen ein K.-o.-Kriterium für die Bewerbung darstellt."
"Das Vorhaben der Windenergiegewinnung stößt bei uns daher auf massiven Widerstand", so Zimmermann weiter. "Die Windkraftanlagen werden unter anderem aus der Keimzelle des ältesten Naturschutzgebietes Deutschlands, dem Totengrund, massiv zu sehen sein und das Landschaftsbild in erschreckender Weise nachhaltig verunstalten. " Der Verein Naturschutzpark unterstützte die Energiewende zwar in vollem Umfang. "Mit der bestehenden Planung des Heidekreises in der Gemeinde Bispingen ist aber die Grenze der Tolerierbarkeit erreicht."