Viele soziale Einrichtungen pfeifen finanziell auf dem letzten Loch. Da kommt es sehr ungelegen, dass die Dienstzeit der günstigsten Arbeitskräfte nun von der Bundesregierung noch einmal gekürzt wird.
Sechs Monate - wer soll sich in dieser Zeit ordentlich in einem Betrieb zurechtfinden und eine echte Hilfe sein?
Zumal die jungen Männer oft eine Weile brauchen, um sich auf einen verständnisvollen Umgang mit Alten, Kranken oder Behinderten überhaupt einzulassen. Und das ist verständlich. Denn Arbeit mit körperlich und sozial Schwachen, mit "Anderen", erfordert eine Menge Kraft.
Zivildienst, das ist ein Konzept, bei dem im Grunde drei Seiten gewinnen: Die Einrichtungen, weil sie bezahlbare Arbeitskräfte bekommen. Die Betreuten, weil Zivis oft das leisten, was die Hauptamtlichen zeitlich nicht leisten können - reden, zuhören, Zeit haben. Und nicht zuletzt die Zivis, die, wenn sie sich auf diese höchst anspruchsvolle Arbeit einlassen, an ihr wachsen und eine Menge lernen können. Zum Beispiel über die Bedeutung von Leben und Tod, vom kleinen Glück im Alltag, von Freude und Trauer. Diese soziale Kompetenz kann keine Schule, keine Uni vermitteln.
In den nächsten Monaten wird die Kritik an der kurzen Dienstzeit lauter werden. Die Stimmen, die eine Abschaffung der Wehrpflicht fordern, dürften ebenfalls lauter werden. Vielleicht ist das Konzept von Wehr- und Ersatzdienst überholt. Aber unser soziales System braucht dringend Alternativen - bevor der letzte Zivi den Schlüssel abgibt.