Stadt will Haus der Jugend verkaufen. Alle Nutzer müssen neue Bleibe suchen. Ausschreibung im nächsten Jahr.

Lüneburg. Die Zukunft des Jugendzentrums Stadtmitte steht in den Sternen. Die Verwaltung will den Gebäudekomplex des Hauses der Jugend zwischen Katzenstraße und An der Münze verkaufen. Für die Dutzend Nutzer heißt das, sie müssen sich eine neue Bleibe suchen. Ob es weiter einen Jugendtreff in der Innenstadt geben wird, ist unklar.

Hintergrund für die Verkaufspläne sind die Ideen der Stadt für das Gelände der e.on Avacon an der Lindenstraße neben dem Theater: Dort will die Stadt Musikschule, Kinder- und Jugendtheater, Sporthalle für die Innenstadtschulen und St.-Ursula-Grundschule neu bauen. Teils refinanziert werden sollen die Baukosten aus dem Verkaufserlös.

"Einen Kaufinteressenten gibt es noch nicht", sagte Erster Stadtrat Peter Koch bei einer Nutzerversammlung am Dienstagabend. Gleichzeitig machte er den knapp 40 anwesenden Jugendlichen und Erwachsenen klar: "Diese schöne Idylle können wir leider so nicht erhalten."

Die Idylle bietet mitten in der Innenstadt 800 Quadratmeter mietfreien Platz für Jugendtreff, Kinderstube, Jugendwerkstatt, Jugendpflege, Kinderschutzbund, Jugendherbergswerk, amnesty international, Funkamateure, Terre des hommes, Schauspielkollektiv, Theater- und Ballettprojekte, Kunstschule Ikarus sowie Jugendberufshilfe.

Die Jugendwerkstatt soll laut Koch mit der in Kaltenmoor an einem neuen, noch nicht gefundenen Standort zusammengefasst werden, die Jugendberufshilfe zieht zum Lambertiplatz, die Musikschule an die Lindenstraße, und der Kinderschutzbund könnte im Hortgebäude der St.-Ursula-Schule unterkommen. Alle anderen Nutzer müssen suchen.

Ob es überhaupt weiter ein Jugendzentrum in der Innenstadt geben wird, scheint keinesfalls selbstverständlich: "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Sachen Jugendarbeit in den vergangenen Jahren viele Angebote in den Stadtteilen geschaffen haben", sagte Koch. "350 Quadratmeter sind verdammt viel Platz, und jeder Quadratmeter kostet Geld. Alle Schulen sollen Ganztagsschulen werden, wer geht da nachmittags noch in einen Jugendtreff? Wir müssen uns fragen, ob wir das Jugendzentrum Stadtmitte noch brauchen."

JUZ-Stammbesucherin Melina (15) antwortete mit einer Gegenfrage: "Was wollen Sie lieber finanzieren: Räumlichkeiten oder eingeschlagene Fenster?"

Für Enis (17) und seine Kumpels ist das JUZ "unser zweites Zuhause. Wenn das JUZ nicht wäre, würden wir Mist machen." Wie eine Mutter sei JUZ-Leiterin Irmtraud Peters zu ihnen, und auch sie machte Koch die Notwendigkeit eines Treffpunkts in der Innenstadt klar: "Ich habe täglich 20 bis 40 Stammbesucher. Fast 700 Jugendliche kommen im Jahr hierher, Azubis und Schülerpraktikanten in ihren Pausen, weil sie nicht in der Stadt herumgammeln wollen. Ich weiß nicht, was die sonst machen würden." Koch sagte, er nehme das auf. Ausgeschrieben wird der Verkauf im Laufe des kommenden Jahres.