Immer weniger Eigenheime. Der altengerechte Ausbau und Energie-Sanierungen stehen vornan.

Lüneburg. Die Bauunternehmer Rolf Twesten aus Artlenburg sowie Maik Gadewoll aus Neuhaus und Adendorf sind sich einig. ,,Die fetten Jahre für die Bauunternehmen sind vorbei." Grund ist nicht nur die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise, sondern auch die Tatsache, dass die Zahl Baugenehmigungen für Eigenheime im Landkreis Lüneburg in den vergangenen zwei Jahren stetig zurückgegangen sind. Twesten sagt: ,,Im Neubau läuft nicht mehr viel. Das ist Vergangenheit. Die guten Zeiten werden auch nicht wieder kommen." Der Artlenburger spricht von einem knallharten Überlebenskampf für die Betriebe, hatte selber einstmals 40 Leute in seinem Unternehmen, das nun auf 15 geschrumpft ist. Auch Gadewoll sieht einen Verdrängungswettbewerb. ,,Früher war für alle genug da. Heute ist das nicht mehr so."

Die Handwerkskammer Lüneburg-Stade-Braunschweig hat bei den Betrieben nachgefragt. Die Auswertung der Konjunkturumfrage laufe, sagt Frank Ahlborn, Leiter Wirtschaftspolitik und Regionalmanagement bei der Kammer. Mit Ergebnissen rechnet er Anfang April. Dennoch zeichne sich schon jetzt ab, dass der Zukunftsmarkt nicht mehr von Neubauten beherrscht werde, sondern der Erhalt von Gebäuden und Wohnungen in den Mittelpunkt für die Branche rückten, sagt Ahlborn. Er sagt: ,,Wir beobachten, dass die Situation für die Ausbauhandwerke wie Heizung, Sanitär und Klima stabiler ist. Der Sanierungsbedarf ist enorm, das Potenzial ist da", so der Fachmann von der Handwerkskammer.

Das bestätigt Rolf Twesten. ,,Wir satteln um, konzentrieren uns auf die Sanierung von Altbauten, hauptsächlich Ein- und Zweifamilienhäuser, die älter als 25 Jahre sind", sagt er. Vor allem neue Dächer seien gefragt. ,,Weil Dämmung zur Energieeinsparung eingebaut wird", berichtet Twesten. Aber auch der Fensteraustausch stehe bei Kunden oben an.

Frank Ahlborn ist sicher, dass Betriebe, die gute Qualität und Service bieten, große Chancen haben. ,,Neben der energetischen Sanierung als wichtiges Marktsegment ist die demografische Entwicklung der Region ein Zukunftsfeld. Gebäude und Wohnungen werden künftig mehr als bisher altengerecht aus- und umgebaut. Wir stecken mitten in einem Wandel."

Den macht auch Maik Gadewoll mit seinem Unternehmen durch. ,,Intern vollzieht sich ein Strukturwandel, um klar zu kommen. Bisher halten wir zwar den Umsatz, doch die Kosten steigen und wir müssen sie senken", erklärt er. Zudem setze er auf eine Klientel, die bereit ist, für hochwertigere Ausstattung mehr zu zahlen. Stichworte, die er nennt, sind Villenbau und moderne Anlagentechnik für Häuser. Das alles funktioniere aber nur in Verbindung mit dem guten Ruf seiner Firma, Qualität und Zuverlässigkeit bei den Arbeiten. ,,Die Sanierung ist nicht unser Gebiet für die Zukunft. Wir bauen als unser zweites Standbein den Gewerbebau für Büros und Hallen auf. Das erste Projekt ist in Hamburg angelaufen."

Unterm Strich blicke er positiv nach vorne, sagt Gadewoll. ,,Auch wenn es kein Hurra-Jahr wird, so sind die Aufträge doch da." Auch Frank Ahlborn ist optimistisch. Seine Prognose: ,,Die Entwicklung ist nicht dramatisch negativ. Im Gegenteil. Die Bürger investieren in schlechten Zeiten ins Eigenheim. Die Energiepreise werden wieder steigen und da sind Modernisierungen im energetischen Bereich eine gute Geldanlage, die sich langfristig auszahlen werden."

Zumal private Investitionen mit dem von der Bundesregierung beschlossenen Steuerbonus auf Handwerksleistungen (20 Prozent auf eine 6000 Euro-Rechnung können steuerlich geltend gemacht werden) attraktiver werde, glaubt er. Davon geht auch Rolf Twesten aus. ,,Der Bonus ist ein Schritt auf dem richtigen Weg. Allerdings würden 30 Prozent einen noch größeren Anreiz für Hausbesitzer bieten", hofft er auf einen Nachschlag aus Berlin. Und auch das Konjunkturpaket II komme einigen Handwerkern zugute, ergänzt Ahlborn. ,,Es profitieren diejenigen von den öffentlichen Aufträgen, die zum Beispiel Schulen sanieren können."