Es geht um Holm Keller, Vizechef an der Leuphana. Er betreibt auch ein Unternehmen in Berlin. Die Kritik: Durch die Doppelbelastung komme die Uni zu kurz. Entgegnung: Die Nebentätigkeit bewege sich im engen, rechtlich vorgegebenen Rahmen.
Lüneburg. Der hauptamtliche Vizepräsident der Leuphana Universität, Holm Keller, ist erneut in die Kritik geraten. Vorwurf: Der Personal- und Haushaltschef der Universität lasse sich zu selten auf dem Campus sehen. "Den Senat verlässt Herr Keller regelmäßig zu früh, wenn er überhaupt da ist. Die letzte Sitzung der Campus-Entwicklungskommission wurde seinetwegen vorzeitig beendet. Herr Keller musste nach Berlin", sagt der studentische Senator Matthias Fabian. "Viele Mitglieder der Universität wundern sich, wie selten Herr Keller auf dem Campus anzutreffen ist."
Dabei ist Keller zweithöchster Mann im Führungsorgan der Universität. Das Präsidium entscheidet über den Wirtschaftsplan, die interne Mittelverteilung, den Zuschnitt der Fakultäten und die Errichtung oder Schließung von Studiengängen. Keller ist Beamter auf Zeit. Laut seiner eigenen Visitenkarte ist er hauptamtlich in Lüneburg tätig.
Doch Keller betreibt auch eine private Firma. Die Holm Keller GmbH hat ihren Sitz in Berlin. Dabei haben Nebentätigkeiten der Hochschulmitarbeiter nach Paragraf 8a der Niedersächsischen Hochschulverordnung in der Nähe des Dienstortes stattzufinden.
Nach Kellers eigenen Angaben verwendet er nur einen halben Tag pro Woche für seine Nebentätigkeiten. Seine persönliche Referentin Michaela Windrich koordiniere von Berlin aus alle Angelegenheiten und Termine, die mit der Universität in Lüneburg zusammenhängen. Sie stelle bei Bedarf auch den telefonischen Kontakt zu Keller her.
Ein Grund für die häufige Abwesenheit des Vizepräsidenten könnte die Zusammenarbeit mit der Berliner Firma Cine Plus sein. Die Holm Keller GmbH und Filmproduktion Cine Plus sitzen in Berlin unter einem Dach. Schon im Jahr 2004 - zwei Jahre vor Kellers Einstieg an der Leuphana - gab es eine Zusammenarbeit zwischen Cine Plus und Holm Keller: Für den von Cine Plus produzierten Film "Wörterbuch der Sinne" weist die Einladung zur Premiere Keller als Dramaturg aus.
Im kommenden Jahr will Lüneburgs Vizepräsident auf der Berlinale offenbar seinen neuen Film "Moving the Arts" präsentieren. Das berichtet die Kulturstiftung des Bundes auf ihrer Homepage.
Laut dem Internetportal der Universität St. Gallen hat Holm Keller zusammen mit dem Cine-Plus-Filmproduzenten Jörg Schulze im Sommersemester 2007 dort das Seminar "Ästhetik und Management" gegeben. Zudem halte Keller dort seit 2007 als "Lehrbeauftragter für Handlungskompetenz" fortlaufend Lehrveranstaltungen ab. Auf Leuphana wird zudem kolportiert, dass Keller weiterhin auch Opern inszeniere: Laut dem Internet-Opernführer "Operabase" steht Keller als Dramaturg einer Wiederaufnahme der Oper "Madame Butterfly" in der Opera Bastille in Paris auf dem Spielplan. Das Stück wurde dort von Anfang Januar bis Anfang März dieses Jahres aufgeführt.
Holm Keller wollte sich gegenüber der Lüneburger Rundschau nicht persönlich zu diesem Sachverhalt äußern. Über Henning Zühlstorff, den Pressesprecher der Universität, ließ er mitteilen: "Als hauptamtlicher Vizepräsident bearbeitet Holm Keller eine Vielzahl von Projekten. Besondere Schwerpunkte bilden dabei die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Themen Campusentwicklung, Konjunkturpaket, Künstlerförderung Niedersachsen, Innovationsinkubator und Fundraising.
Im Rahmen dieser Tätigkeit müssen auch zahlreiche, auswärtige Termine wahrgenommen werden. Für Nebentätigkeiten bleibt dabei kaum Zeit. Deren Umfang bewegt sich im engen, rechtlich vorgegebenen Rahmen und hat sich nicht verändert."